Er ist gerade in aller Munde und doch ist auf den ersten Blick jeder verwirrt. Was ist Avolatte? Kurz gesagt: Nichts anderes als ein Latte Macchiato, der in einer ausgehöhlten Avocadoschale serviert wird. Aber wer kommt auf so eine Idee und was ist der Sinn dahinter? Eine Reise nach Down Under bringt Klarheit und zeigt, wie ein nicht ganz ernst gemeinter Klamauk weite Kreise zieht und weltweit für Furore sorgt.
Das Trend-Café Truman
Eine witzige, schnell für die Nachwelt festgehaltene Idee ging jüngst im australischen Melbourne viral. Der Barista des Trend-Cafés Truman postete ein Video, in dem er einen handwerklich exzellenten Latte Macchiato zubereitete. Soweit nichts Besonderes, sollte man denken. Doch verwendete er zum Servieren weder Tasse oder Glas noch die in der Kritik stehenden Pappbecher. Die ausgelöffelte Schale einer Avocado inspirierte ihn und wurde kurzum zur ökologischen Wegwerfschale à la Australia.
Er reagierte damit auf eine Kritik an der Kaffee-Hipster-Kultur. Ein in Australien bekannter Immobilien-Tycoon äußerte sich abwertend über die geldverschwenderischen Konsumenten der Kaffee-Szene und den Avocado-Trend. Prompt kombinierte der Barista beide Kritikpunkte miteinander – die Geburtsstunde des Avolatte.
Eine schlagfertige Persiflage, die im Word Wide Web nicht jeder verstand und so von Lobpreisungen über Unverständnis bis zum Shitstorm fast jede Reaktion auslöste. Selbst der Erfinder und Barista Jaydin Nathan verstand die Welt nicht mehr, als schon bald der erste Kunde einen Avolatte bestellte. Doch es blieb kein Einzelfall und so schlürfen die Melbourner heute Avocado Infused Latte Macchiato. Sogar in der Türkei hat das erste Café die fantasiereiche Kreation auf seine Karte gesetzt.
Geschmacklich gelungen
Neben der lustigen Idee, bei der viele einfach dabei sein wollen, ist der Avolatte für den Gaumen ein Gewinn. Der eingefüllte, heiße Espresso löst Aromen aus dem zurückgebliebenen Fruchtfleisch und gibt der milchigen Kreationen ein leicht nussiges Aroma.
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Wer möchte, kann den Trend auch zuhause selbst zubereiten. Einfach eine Avocado aushöhlen und den frischen Espresso aufgießen, kurz schwenken und dann mit warmem Milchschaum auffüllen – fertig. Alternativ wird mit Vanille- oder aber einer Kugel Avocadoeis der neue Avolatte-Eiskaffee im Sommer zum Genuss.
Australien rüstet auf
Die Flut an Kritiken hat nunmehr in Sydney Spuren hinterlassen. Das Café “Locals Corner” generalisiert den Avolatte und kreiert so den Gemüse-cino. Dies ist nichts anderes als ein Cappuccino oder auch Latte Macchiato, der in den unterschiedlichsten Gemüse- oder Obstsorten kredenzt wird. Karotten-cino und Apfel-cino ergeben faszinierende Bilder und neue Geschmackserlebnisse. Ob dies auch beispielsweise für die Kombination aus Kohlrabi und Kaffee gilt, möge hingegen jeder selbst ausprobieren und beurteilen.
Nicht jeder versteht den australischen Humor und viele üben sogar erhebliche Kritik an der neuen Kreation. Ressourcenverschwendung sei es und der ökologische Fußabdruck der Avocado sei viel zu schlecht. Sicher ist es nicht sinnig, das Fruchtfleisch der Avocado wegzuschmeißen, aber davon spricht auch niemand. Und für einen Australier, bei dem die Avocado aufgrund des Klimas direkt im Garten wachsen kann, ist die Kritik der weiten Transportwege ebenfalls irrelevant.
Sicher wird es der Avolatte nicht in die heimischen Cafés auf der Nordhalbkugel schaffen, doch ist die Idee für Zuhause zu empfehlen und als spezielle Überraschung für Festlichkeiten sicher ein Erlebnis.
Doch Vorsicht beim Servieren: Die instabile Schale hat schon für manches Malheur gesorgt.
Schauplatz Indonesien
Übrigens, wer zum Thema Avolatte etwas mehr recherchiert, wird feststellen, dass die Idee gar nicht so neu ist, wie gedacht. In Indonesien gibt es einen traditionellen Kaffee, der ebenfalls mit Avocado serviert wird – wenn auch in etwas anderer Fasson. Der “Es” oder “Jus Alpukat” wird im Glas angerichtet und hat ein leicht grünliches Antlitz. Dieses stammt von der Avocado, denn anders als der Trend aus Down Under geben sich die Indonesier nicht mit einem leichten Aroma der Schale zufrieden. Sie wünschen sich die volle Kraft der Avocado zu schmecken und so wird das Fruchtfleisch fein püriert. Pro Avocado braucht es dann einen Espresso, zwei Tassen Milch und Ahornsirup, Honig oder den einheimischen Pandan Sirup. Und noch etwas ist anders. Der indonesische Avolatte wird ausschließlich aus kalten Zutaten gemixt, denn “Jus Alpukat” heißt wörtlich: geeiste Avocado.
Als vollwertiges Frühstück mit dem extra Koffeinkick ist der “Jus Alpukat” bestimmt auch im europäischen Sommer eine exotische Alternative.
Fazit: Aus Humor erwächst ein Trend
- Der Avolatte entstammt der umtriebigen Kaffeekultur aus Down Under
- Die Idee, Kaffee in einer Avocadoschale zu servieren, war anfangs nur ein Gag
- Heute ist der Avolatte zu einem divers diskutierten Trend geworden
- Er ist Wegbereiter für den Gemüse-cino
- In Indonesien ist es nichts Neues, Avocado mit Kaffee zu kombinieren