Es ist die Crema, die aus einem Espresso für den Kaffeeliebhaber erst den kompletten Genuss macht. Dabei handelt es sich um den dichten, goldbraunen Schaum oben auf der Tasse, der im Idealfall sogar eine “Tigerfell”-Musterung hat. Der Schaum bildet eine schöne, optische Animation und erhöht beim Anblick die Vorfreude auf den Genuss. Sie zeigt dem Kenner auch, ob für diese Tasse Kaffee der passenden Bohnenmischung und mit dem richtigen Mahlgrad fachkundig gebrüht wurde.
Kaffeebohnenöl und Kohlenstoffdioxid
Die richtige Crema entsteht aus dem Kaffee selbst und der sachgerechten Zubereitung. Technisch definiert sind es Kaffeebohnenöl, Kohlenstoffdioxid, Proteine und Zucker, die für diese Krönung auf einem guten Espresso sorgen. Diese unlösbaren Bestandteile verwirbeln dabei im Wasser und bilden feine Schaumbläschen, die sich dann an der Oberfläche der Tasse sammeln.
Generell gilt übrigens, dass sich bei Robustabohnen mehr Crema bildet als bei Arabicabohnen. Der erfahrene Barista weiß das, weswegen beliebte Kaffeemischungen meist einen Mindestanteil von 10% Robustabohnen beinhalten, damit für den guten Geschmack und die feste Crema gesorgt ist. Das hat in der Gastronomie beim Umsatz großer Mengen zudem den Vorteil der Kostenersparnis, da Robustabohnen preiswerter sind als Arabicabohnen. Sie wünschen noch mehr Informationen über die Unterschiede zwischen Robusta- und Arabicabohnen? Hier geht es zu unserem Artikel Arabica und Robusta – Kennen Sie die Unterschiede?
Entscheidend für diese Genuss-Komponente ist zudem der richtige Mahlgrad der Bohnen. Sie fragen sich, welcher Mahlgrad für welche Zubereitungsart geeignet ist? Dann lohnt sich ein Blick in unseren Artikel: Der perfekte Kaffeemahlgrad. Für einen Espresso sollte der Mahlgrad jedenfalls fein eingestellt sein.
Als Bedingungen für die echte Crema sind eine hohe Wassertemperatur von 90 bis 95° C und ein hoher Brühdruck erforderlich. Optimal ist ein Druck von neun bis zehn Bar. Den liefert ausschließlich eine gute Espressomaschine, also beispielsweise eine Siebträgermaschine. Der optimale Brühvorgang für die zwei cl (20 ml) große Espressomenge beträgt 15 bis 20 Sekunden. Es finden sich aber auch Hinweise auf 20 bis 30 Sekunden. Wichtig in beiden Fällen ist: Der Kaffee fließt dabei zunächst leicht tröpfelnd, dann mit einem dünnen und stetigen Strahl aus dem Siebträger in die Tasse. Damit ist die perfekte Crema garantiert.
Crema: Original und Fälschung
Original und Fälschung beim krönenden Schaum unterscheidet der Kenner leicht. Die meisten Kaffeevollautomaten und besonders preiswerte Espressomaschinen täuschen die Crema nur vor. Sie erzeugen sie über ein Ventil, die den Kaffee lediglich aufschäumt. Bei einfachen Einkreisern sitzt das Ventil im Siebträger. Erkennbar ist die Fälschung an der groben Bläschenstruktur mit heller Farbe, während die Bläschen der echten Crema mit bloßem Auge kaum zu erkennen sind.
Beim Original bleibt ein Kaffeelöffel Kristallzucker etwa drei bis fünf Sekunden auf dem noch nicht umgerührten Espresso stehen. Das Loch, durch das der Zucker verschwindet, schließt sich danach gleich wieder. Bei der Fälschung versinkt der Zucker sofort. Und es gibt noch ein Unterscheidungsmerkmal: Die echte Crema entsteht nicht beim Herausrinnen des Kaffees aus der Espressomaschine – sondern erst in den Sekunden danach. Erfolgt die Kaffee-Ausgabe in eine Glastasse, lässt sich gut beobachten, wie die Crema langsam nach oben steigt.
Die perfekte Crema
Die Crema auf dem Espresso ist von großer Bedeutung: Das Nationale Institut für italienischen Espresso (INEI) setzt dafür sogar Standards. Für sie ist die Espresso-Brühmethode die perfekteste Art, aus Kaffeebohnen den bestmöglichen Genuss zu gewinnen. Und dazu gehört auch die gute Crema.
Für das INEI ist es ein haselnussfarbener bis dunkelbrauner Schaum, der gelbbraune Lichtreflexe erzeugt und eine feine, dichte Struktur ohne größere und kleine Blasen besitzt. Nur beim hohen Druck der Espressomaschine lösen sich Kaffeeöle, Proteine und Zucker aus dem Kaffeepulver. Nur diese Crema trägt zum vollen Aroma des Espresso bei und ist verantwortlich für den typischen, samtenen Eindruck auf der Zunge.
Mit dem klassischen Espressokocher – also dem Prinzip, wie es 1933 Bialetti entwickelte – gelingt die perfekte Crema übrigens nicht: Der notwendige Brühdruck fehlt. Es gibt inzwischen aber Espressokocher mit einem Zusatzventil, das für diese perfekte Krönung auf der Kaffeetasse sorgt.
Beim typisch deutschen, aufgegossenen Filterkaffee entsteht generell keine Crema. Die erforderliche Wassertemperatur mag vorhanden sein, der Druck ist es nicht. Das gilt auch für Pads und Kapseln. Sie besitzen einen praktischen Nutzwert bei der Zubereitung der frischen, individuellen Tasse Kaffee, zum Beispiel im Büro. Aber selbst moderne Espressomaschinen, die damit arbeiten, besitzen lediglich zusätzliche Ventile, die den Kaffee aufschäumen. Um eine echte Crema handelt es sich dabei nicht.
Typische Zubereitungsfehler
Es gibt viele Gründe, warum die echte Crema nicht gelingt: In der Regel sind sie jedoch leicht behebbar:
Entsteht generell zu wenig davon, ist der Kaffee zu alt, die Pulvermenge ist nicht ausreichend oder zu fein gemahlen. Möglicherweise sind auch Verunreinigungen an der Maschine die Ursache.
Wird die Crema zu dunkel, kann es ebenfalls an zu feinem Pulver liegen oder an zu starker Röstung. Wurde zu viel Kaffee verwendet, sind Brühtemperatur und Anpressdruck im Siebträger zu hoch, entsteht dieser Fehler ebenfalls.
Ist die Crema zu hell, sind die Bohnen zu alt oder zu grob gemahlen und die Brühtemperatur war zu niedrig.
Besitzt die Krönung kein Standvermögen, war der Brühdruck zu niedrig – es kann jedoch auch mit der Tasse selbst zusammenhängen, wenn sie zu kalt oder zu heiß war.
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Crema als wissenschaftliches Forschungsthema
Die Crema auf dem Espresso ist sogar Thema wissenschaftlicher Veröffentlichungen, unter anderem im Bereich der Nanotechnologie. Dieser Forschungszweig beschäftigt sich mit winzigen, mikroskopischen kleinen Teilchen, die zum Beispiel bei der Oberflächenbeschichtung von Bedeutung sind.
Die Nano-Rheologie untersucht das Fließ- und Verformungsverhalten von Materie und erklärt zur Crema: Die Stabilität der Crema sei von stützenden, aus Enzymen bestehenden Grenzschichten zwischen Kaffee-Flüssigkeit und Schaum abhängig. Fehle diese Grenzschicht, zerfällt der Schaum schnell in die wässerige “Sub-Phase”. Ähnliche Zusammenhänge zeigten sich auch bei der Analyse der Schaumkrone auf dem gezapften Bier.
Das Wichtigste in Kürze
Die echte Crema auf dem Espresso entsteht (fast) nur beim Einsatz der Espressomaschine bzw. Siebträgermaschine. Frisch gemahlenes Kaffeemehl in passender Menge und mit richtigem Mahlgrad, 90 bis 95° C Wassertemperatur und ein Brühdruck von neun bis zehn Bar bilden die ideale Grundlage dafür. Außerdem sollten Sie beachten, dass Robustabohnen für mehr Crema im Espresso sorgen, als reine Arabica-Espressosorten.
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