Was die deutsche Kaffeeverordnung als Grenzwerte für Verunreinigungen und Wassergehalt im Röstkaffee nennt, scheinen einige große Kaffeehersteller als Rezeptvorschlag zu verstehen. Steinchen, Stöckchen und unreife “Black Beans” landen zusammen mit Wasser, Maltodextrin und verschleiernden Aromastoffen im fertig gemahlenen Kaffee, wo der Verbraucher die Streckmittel nicht mehr erkennt. Es gibt jedoch Wege, sich vor diesen Tricks zu schützen.
Legale Tricks zwischen Preisdruck und Profit-Gier
Wenn das Pfund Kaffee im Supermarkt unter fünf Euro kostet, muss sich der Kaffeehersteller die Frage gefallen lassen, wie er seine niedrigen Preise trotz Kaffeesteuer, Mehrwertsteuer, Import von Übersee und Röstaufwand wirtschaftlich rechtfertigt. Dabei ist die Antwort so einfach: Nicht alles, was wir als fertig gemahlenes Kaffeepulver kaufen, stammt von der Kaffeekirsche, die in Hochlagen gereift, gelesen und aufwendig gereinigt wurden, bevor sie als Kaffeebohnen nach Europa verschifft und sorgsam geröstet wurden.
Um die Preise gering zu halten, gehen vermeintlich große Hersteller an die Grenzen dessen, was der Gesetzgeber gerade noch zulässt. Minderwertiger Rohkaffee, in dem sich noch Ernteabfälle wie Steinchen, Stöckchen und Fehlbildungen befinden, halten die Einkaufspreise auf einem Minimum. Produktionskosten lassen sich durch das Zufügen von Ersatzstoffen und Wasser verringern, die Abkürzungen im Röstprozess verschleiern.
Enthält der Kaffee nur noch 90 Prozent Kaffeebohnen, zahlt der Hersteller zudem weniger Steuern auf sein Endprodukt. Ein Teufelskreis, über den Verbraucher und Kaffeegenießer nur widerwillig aufgeklärt werden.
Der Rohkaffee-Trick
Die “Verordnung über Kaffee, Kaffee- und Zichorien-Extrakte” (KaffeeV 2001) verbietet Röstkaffee, der mehr als zwei Prozent kaffeefremde Bestandteile enthält. Am Weltmarkt für Rohkaffee werden daher deutlich niedrigere Preise für Kaffee verlangt, die dieses Qualitätskriterium unterschreiten. Kauft ein Hersteller diesen minderwertigen Rohkaffee und mischt ihn mit einigen besser verlesenen Bohnen, kann er die gesetzlichen Grenzwerte dennoch einhalten. Ist der Kaffee erst einmal gemahlen, lassen sich die Verunreinigungen nur noch im Geschmack oder Labor nachweisen.
Eine Untersuchung von 20 günstigen Kaffeesorten, die ein Lebensmittellabor im Auftrag des Südwestrundfunks 2015 durchführte, malte ein düsteres Bild der deutschen Kaffeelandschaft. Gerade bei den großen Kaffeeherstellern fand das Labor viele dieser Verunreinigungen. Eine Krone auf der Verpackung ist noch lange kein Garant für hochwertigen Kaffee.
Der Wasser-zu-Kaffee-Trick
Neben der Grenze für Verunreinigungen, legt die Kaffeeverordnung auch eine Obergrenze von 5% für zulässiges Wasser im Röstkaffee fest. Normalerweise handelt es sich dabei um Restfeuchtigkeit, die in geringen Mengen nach dem langsamen Rösten der Kaffeebohnen übrigbleibt.
Einige Industrieröstereien kamen auf die profitbringende Idee, den Röstprozess durch höhere Temperaturen zu verkürzen. Anstatt die Bohnen bei rund 200 Grad zu rösten, was 10 bis 20 Minuten dauert, rösten sie den Kaffee im 2-Minuten-Schnellverfahren bei 400 Grad.
Die Schnellröstung birgt jedoch den Nachteil, dass die Bohnen anschließend nicht schnell genug abkühlen. Hier greifen die Industrieröster zu dem Trick und kühlen die Kaffeebohnen mit Wasser herunter.
Die Menge des im Kaffee zurückbleibende Restwassers entspricht etwa einem Schnapsglas pro Kaffeepackung. In Geld ausgedrückt kaufen Sie so mit jedem Pfund Kaffee für über 30 Cent Wasser mit ein.
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Der Aromastoffe-Trick
Die hohen Temperaturen beim industriellen Rösten verbrennen vor allem die feinen Aromen und fruchtigen Säuren, die guten Kaffee auszeichnen. Zurück bleibt ein generischer Einheitskaffee, dem Charakter fehlt. Damit sich der Kaffee dennoch verkaufen lässt, impfen die Hersteller den Kaffee mit besonders aromatischen Bohnen, meist Arabica-Bohnen, die kräftig genug sind, den typischen Kaffeeduft beim Öffnen der Packung hervorzuzaubern.
Noch billiger ist die Methode, anstelle der Impf-Bohnen gleich ganz andere Füll- und Aromastoffe in den Kaffee zu mischen. Hier haben sich vor allem Maltodextrin als Streckmittel und Karamell als Aromastoff einen unrühmlichen Namen gemacht. Seit einem Rechtsstreit mit der Verbraucherzentrale, muss der Tchibo-Konzern zumindest darauf hinweisen, wenn der Kaffee mit Karamell oder anderen Füllstoffen gestreckt wurde. Dass die Füllstoffe dabei rund 10 Prozent ausmachen, bleibt aber weiterhin unerwähnt.
Das Motiv der Industrie
Die Schuld für gestreckten Kaffee liegt nicht allein bei den Industrieröstern. Auch die Steuergesetzgebung trägt maßgeblich dazu bei, einen Anreiz zum Strecken des Kaffeepulvers zu geben. Auf kaffeehaltige Ware, die nur 90 Prozent Kaffee enthält, fallen gleich 20 Prozent weniger Steuern an. Mit solchen Produkten kann ein Unternehmen leicht seine Konkurrenz preislich unterbieten. Bei mehr als zwei Euro pro Kilogramm Kaffee ist der Steuersatz ohnehin schon recht hoch angesetzt, zumal darauf zusätzlich noch die Mehrwertsteuer erhoben wird.
Schuldlos kann sich auch der Verbraucher nicht aus der Affäre ziehen. Immer mehr Menschen sehen Kaffee als Selbstverständlichkeit an und erwarten, guten Kaffee zum Billigpreis zu bekommen.
Wer aber das Pfund Kaffee für 5 bis 10 Euro kauft, muss sich darüber im Klaren sein, dass er für diesen Preis mit Qualitätseinbußen bezahlt. Den aufwendigen Anbau, die sorgfältige Selektion, den weiten Transport und das langsame Rösten kann er damit nicht finanzieren.
Schutz vor Fremdstoffen im Kaffee
Die Gefahr von unerwünschten Zusatzstoffen im Kaffee können Sie minimieren, wenn Sie sich an ein paar einfache Regeln halten.
- Vermeiden Sie Billigkaffee.
- Lassen Sie die Finger von Kaffee, der “mit Karamell” oder ähnliche Hinweise trägt.
- Kaufen Sie Ihren Kaffee bevorzugt von Unternehmen, die hinter ihren Produkten stehen und einen Ruf zu verlieren haben.
- Kaufen Sie ganze Bohnen und mahlen Sie diese selbst. So sehen Sie, was in die Mühle kommt.
Wenn Sie diese Regeln beachten, dürfen Sie Ihren Kaffee auch in Zukunft sorgenfrei genießen und sich über echten, unverfälschten Kaffeegeschmack freuen.
Fazit
Es gibt keinen billigen Qualitätskaffee, nur billige Mischungen, die unter anderem Kaffeebohnen enthalten. Echter Kaffee ist seinen Preis wert.
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2 Kommentare
Es ist eine nicht fair gegenüber den Verbrauchern das der Kaffee mit Füllstoffen wie Maltodextrin sowie Aromastoffen wie Karamel versetzt werden.
Ich bin ein großer Kaffeetrinker und war bislang immer der Meinung, wenn Bio drauf steht, ist auch Bio drin. Ein hochwertiger Kaffee hat seinen Preis, das sehe ich auch so. Was darf oder sollte ein hochwertiger Kaffee denn in der Regel kosten?