Der Filterkaffee feiert sein Comeback
In amerikanischen Kaffeehäusern wurde er schon in bewusst handwerklicher Zubereitung perfektioniert. Der Trend zurück zu dieser kulinarischen Kaffeeköstlichkeit schwappt derzeit nach Europa. Die Blog Szene berichtet bereits über den „Pour Over“ genannten Filterkaffee und auch ausgewählte Anlaufpunkte, die auf hochwertige Kaffeezubereitung setzen, haben dies bereits mitbekommen und bieten Kaffeekennern großer Metropolen jetzt wieder Filterkaffees an. Aber worauf sollte man achten, wenn man Zuhause aromatischen Filterkaffee kochen möchte?
Filterkaffee kochen – das Brührezept
Das folgende Brührezept ergibt etwa 4-5 Tassen Filterkaffee:
- Als Basis: 60-70g Kaffeemehl pro 1 Liter
- Ideale Wassertemperatur: 94 Grad
- Filterpapier, Filterhalter und Behälter vorspülen und vorwärmen
- Kaffeemehl mittlerer bis grober Mahlgrad in den Filter geben
- Kaffeemehl erst mit 2-3 facher Wassermenge 30 Sek. aufquellen
- Gleichmäßig das restliche Wasser aufgießen
- Extraktionszeit: 1:30-3:00 Min.
1. Filterkaffee kochen mit dem Handfilter
Der Barista von heute besinnt sich auf das Handwerk. Die Kaffeeschickeria in New York bereitet ihr Produkt mit schlicht eleganten Handfiltern zu. Aus Keramik oder Porzellan können diese sein – aber auch ein Handfilter aus Kunststoff können Sie Filterkaffee kochen. Der Barista von heute nimmt sich Zeit für sein Produkt. „The City that never sleeps“ setzt für den Kaffee auf eine bewusst langsame Zubereitung mit der besten handwerklichen Qualität. Zeit verlieren heißt hier Zeit gewinnen. Auf diese Weise wird das Trinken von Filterkaffee zum kleinen Alltagsritual. Zudem hat diese Zubereitungsart einen entscheidenden weiteren Vorteil: Sie kann beobachtet und mit allen Sinnen wahrgenommen werden.
2. Der perfekte Mahlgrad – was zu beachten ist
Eine gute Zubereitung von Filterkaffee beginnt beim Mahlen der Bohnen für das Kaffeemehl. Möglichst gleichmäßig gemahlenes Kaffeepulver sorgt für einen guten Geschmack. Auf diese Weise können die Aromastoffe gleichmäßig und richtig aus den Bohnen gelöst werden. Für eine gute Köstlichkeit aus dem Filter sollten die Bohnen dabei mit einem feinen – aber nicht dem feinsten – Mahlgrad zerkleinert werden. Wenn Sie den Kaffee selbst mahlen, empfiehlt sich dafür ein Kegelmahlwerk wie es in vielen hochwertigen Kaffeemühlen zum Einsatz kommt. Ob sie sich für eine manuelle oder elektrische Mühle entscheiden, hängt von Ihren persönlichen Zubereitungsvorlieben ab. Qualitativ hochwertige Produkte finden Sie für beide Arten. Ob manuell oder elektrisch, lediglich von Schlagmahlwerken ist eher abzuraten, denn sie zerkleinern die Bohnen in unterschiedlich große Stücke. Je nach Temperatur lösen sich die Geschmacksstoffe ungleichmäßig, was zu einer ungleichmäßigen Extraktion führt und den Genuss trüben kann. Durch gleichmäßig gemahlenes Pulver umgehen Sie dieses Problem.
3. Filterkaffee kochen – von der Vorbereitung bis zum Aufgießen
Das frisch vorbereitete Kaffeemehl sollten Sie mit einem Papierfilter zubereiten. In der obigen Abbildung sehen Sie zum Beispiel eine Chemex Karaffe, die Design und Praktikabilität sinnvoll vereint. So verwenden Sie hier anders als bei anderen Handfiltern lediglich eine Karaffe, in deren oberen Teil Sie wie dargestellt den Filter gegeben. Der Kaffee läuft dann in den unteren Teil. Sind Sie fertig, einfach den Filter entnehmen und der Kaffee ist servierfertig aufbewahrt. Die klassische Kombination aus Handfilter, den man auf einer Kanne platziert, erfreut sich aber ebenfalls großer Beliebtheit. Bekannte und qualitativ hochwertige Marken im Bereich Handfilter sind z.B. die Marken Hario und Kalita. Bis hin zu Papierfiltern können Sie sich hier das gesamte benötigte Equipment zusammenstellen.
Ein wichtiger Tipp, den Sie bei der Zubereitung immer beachten sollten: Der Papierfilter sollte zunächst mit etwas heißem Wasser angefeuchtet werden. Durch diesen Trick öffnen sich die Poren des Filters besser und es gelangen keine ungewollten Geschmacksstoffe in den Kaffee. Bei der Zubereitung bewirkt dies gleichzeitig, dass mehr Aromen aus der Bohne extrahiert werden können und so schließlich auch mehr in die Kanne bzw. die Tasse gelangen. Portioniert wird der Kaffee – so die gängige Daumenregel – mit etwa ein bis zwei Teelöffeln Kaffeepulver pro Tasse. Je nach Kaffeesorte und Geschmack kann das variieren.
Wem die Daumenregel nicht genau genug ist, der kann sich für Filterkaffee auch nach unserer persönlichen Maßgabe orientieren: Wenn Sie Filterkaffee kochen möchten, benötigen Sie für Kaffeemenge X in etwa die 14-fache Wassermenge. Viele Filter-Enthusiasten verwenden einen groben Richtwert von etwa 12-17-facher Wassermenge. Mit unserer 14er-Regel liegen Sie also im mittleren Bereich. Zum Vergleich: Beim Espresso gehen wir etwa von einem Verhältnis Kaffee/Wasser von 1:2 aus.
Das könnte Sie auch interessieren
- Filterkaffee Test – unsere Favoriten für 2021
- Filterkaffee oder Vollautomat – welche Zubereitungsart passt besser zu Ihnen?
- Die Filterkaffeemaschine – eine echte Erfolgsgeschichte
4. Filterkaffee kochen – oder etwa doch nicht?
Für vollmundigen Filterkaffee mit wenig Bitterstoffen hat man die Zubereitungsart weiter perfektioniert. Das Wasser, mit dem man aufbrüht, sollte dazu nicht kochen. Weit besser ist es, wenn Sie Wasser mit einer Temperatur von 90 bis 98 Grad verwenden. Guter Filterkaffee wird nämlich genau genommen nicht „gekocht“, sondern aufgebrüht. Per Handfilter lässt es sich langsam und ganz behutsam nachgießen. Durch diese Zubereitungsart wird der volle Geschmack der Kaffeebohnen ideal extrahiert, ohne dass zu viele Bitterstoffe herausgelöst werden. Das Ergebnis ist ein aromatischer und zugleich milder Kaffee, was auch erfahrene Kaffee-Experten natürlich sehr schätzen.
5. Eingeschenkt wird in vorgewärmte Tassen
Bei gutem Essen wärmt man die Teller vor. Einen perfekt zubereiteten Filterkaffee sollten Sie ebenfalls nicht in einer kalten Tasse, sondern in vorgewärmten Tassen servieren. Zu diesem Zweck kann man die Kanne oder die Tassen vor dem Servieren durch Einfüllen von kochendem Wasser kurz vorwärmen. So verhindern Sie, dass der Kaffee in der Tasse zu schnell abkühlt. Das bedeutet, dass Sie sich mit dem Trinken länger Zeit lassen können. Wer will schon einen Kaffee, der erst zu heiß ist, schnell getrunken werden muss und innerhalb kürzester Zeit nur noch kalter Kaffee ist? Lassen Sie sich Zeit für eine gut zubereitete Köstlichkeit, um diese – möglichst bei einem guten Gespräch – genießen zu können.
Filterkaffee kochen – eine Videoempfehlung
In diesem Video zeigt euch John, unser Experte aus dem roastmarket Flagshipstore, worauf es beim perfekten Filterkaffee wirklich ankommt. Er erklärt detailliert, wie der richtige Mahlgrad den Geschmack beeinflusst, und liefert euch direkt ein passendes Brührezept zum Ausprobieren! Als erfahrener Barista weiß John genau, worauf es ankommt, um das volle Aroma des Kaffees herauszuholen.
Fazit: Filterkaffee kochen
Der Filterkaffee ist nicht nur eine Modeerscheinung. In der handwerklich bewussten und richtigen Zubereitung bietet er einen sehr appetitlichen und besonders milden Kaffee. Deshalb lohnt sich diese Art des Aufbrühens – und das nicht nur aus nostalgischen Gründen, sondern auch aus kulinarischen. Wenn der Filterkaffee halten soll, was er verspricht, braucht es dafür:
- langsame Zubereitung
- gleichmäßig gemahlenes Kaffeepulver
- Vorbereitung des Filters
- Aufbrühen knapp unter 100 Grad
- und vorgewärmte Tassen.
6 Kommentare
Ich bekomme heute Besuch von einer Kaffeeliebhaberin. Da ich selbst Teetrinkerin bin, suchte ich nach Tipps für perfekten Filterkaffee. Im großen und ganzen bereite ich den Kaffee auch so zu, aber dass das Filterpapier angefeuchtet werden sollte, war mir neu. Auch mit der genauen Menge bin ich mir immer unsicher. Ihre Tipps und genauen Mengenangaben finde ich sehr hilfreich. Jetzt muss der Kaffee meinem Besuch nur noch schmecken. Er soll ein guter Begleiter zu meinem selbstgebackenen Apfelkuchen mit Schlag sein.
Vielen Dank für das Rezept!
Viele Grüße von Emma
Liebe Emma,
vielen Dank für Ihr Interesse an unserem Magazin und Ihre freundliche Rückmeldung.
Es freut uns, dass unser Magazinartikel Ihnen weiterhelfen konnte.
Viel Genuss beim Verzehr Ihres Apfelkuchens!
Beste Grüße vom gesamten roastmarket-Team aus Frankfurt!
Schön, dass es solche Artikel gibt, die den Filterkaffee zelebrieren. Ich selbst war vor etwa 5 Jahren zunächst auf die Seite der Teetrinker gewechselt, weil mir dieser ganze Trendkaffee aus den Vollautomaten und Siebträgern kaum, und Pad- oder Kapselkaffee gar nicht schmekte. Vor etwa einem Jahr entdeckte ich meine große Liebe zum Filterkaffee wieder. Es ist mir seitdem Rätselhaft, warum manch einer ein paar Tausend Euro für einen Vollautomaten ausgibt, dann aber an den Bohnen spart. Gute Bohnen brauchen einfach nur einen Papierfilter….
Lieber Maximilian,
vielen Dank für Ihr Feedback und den Kommentar.
Es freut uns zu hören, dass Sie Filterkaffee ebenso zelebrieren wie wir. Klassischer und aromatischer Filterkaffee, der mit guten Bohnen zubereitet wird, kommt einfach nie aus der Mode.
Beste Kaffeegrüße wünscht das gesamte roastmarket-Team!
Toll erklärt! Ich bin Teetrinkerin, habe aber Gäste und fand meinen Kaffee nie gut. Jetzt wird sich das mal ändern!
Vielen Dank!
Danke für das tolle Video! Ich hätte eine Frage zur Extraktionszrit: Soll die auch bei einem Liter bei max 3 min liegen?