Was wissen Sie über den Import von Kaffee? Bevor in Deutschland jemand eine schöne Tasse Kaffee genießt, hat der heiße, schwarze Trinkgenuss einen langen Weg hinter sich gebracht: Geographisch, logistisch, einfuhrtechnisch und steuerrechtlich. Tätig werden dafür viele Branchen und Berufe der Privatwirtschaft vom Kaffeeagenten in den Anbaugebieten bis zu Speditionsunternehmen, die LKW, Eisenbahnen und Schiffe nutzen. Beteiligt sind zudem Genehmigungsbehörden und Finanzämter der Länder, aus denen der Kaffee stammt und in die er geht. Alles greift sorgfältig abgestimmt ineinander.
Vom Äquatorgürtel bis zur Nordhalbkugel
Kaffee wächst auf der Erde fast ausschließlich im Äquatorgürtel, also jener gedachten Linie, die den Planeten in Nord- und Südhalbkugel trennt. Sie durchläuft auf dem afrikanischen Kontinent unter anderem Kenia, in Südamerika Brasilien, auf dem asiatischen Erdteil Indonesien sowie die Weltmeere Atlantik, Pazifik und den Indischen Ozean. Deutschland liegt vom Äquatorgürtel zwischen 5300 und 6100 Kilometer entfernt: So ist schon geographisch eine lange Reise der Kaffeebohne nötig. 80 Prozent des Kaffees weltweit geht in Containern (Bulkware) per Schiff in die Importländer, nach Deutschland zum Beispiel über Hamburg und Bremen. Bei hochwertigen Sorten ist der Transport in Säcken üblich, sie wiegen 60 oder 69 Kilogramm – je nach Herkunftsland. Von Südamerika aus ist der Kaffee etwa zwei bis drei Wochen nach Deutschland unterwegs. Insgesamt importierte Deutschland rund 1,2 Millionen Tonnen Kaffee über das gesamte Jahr 2019.
Kaffeesäcke bestehen aus gewebtem Naturmaterialien wie Jute oder Sisal. Wichtig ist dabei, dass sie eine Luftzirkulation erlauben, was auch für die Verschiffung über Container gilt. Das empfindliche Naturprodukt Kaffee ist beim Seetransport großen Temperatur- und Feuchtigkeitsschwankungen ausgesetzt. Der Standardcontainer besitzt zum Beispiel Lüftungslöcher, um Über- oder Unterdruck beim Be- und Entladen zu verhindern. Container- oder Lagerschweiß wird durch Auslegen mit Packpapier an Boden, Seiten und oben verhindert: Es saugt die Feuchtigkeit auf. Ventilierte Container – auch Kaffeecontainer genannt – besitzen im Boden- und Dachbereich durchgehend Lüftungsöffnungen. Weil oben Luft abgesaugt und unten Frischluft zugeführt wird, entsteht der erwünschte vertikale Luftstrom, den die empfindliche Ware Kaffee beim Transport benötigt.
Von Kooperativen, Einkaufsbüros und Importeuren
Der Weg des Kaffees vom Anbau bis in die Tasse des Endverbrauchers ist so vielfältig wie die Anzahl gehandelter Kaffeesorten. Vom Kaffeeanbauer geht er mit der Sammlung in kleinen Kooperativen zur Verarbeitung bei großen Kooperativen. Der nächste Schritt ist die Verschiffung durch unabhängige Exporteure und der Handel an großen Kaffeebörsen in London und Paris, wo die Ware dann unabhängige Importeure übernehmen.
Bei mittelgroßen Plantagen kommen nach der Ernte Händler ins Spiel, die für die Weiterverarbeitung durch private oder staatliche Aufbereiter sorgen. Über Agenten und Einkaufsbüros gelangt die Ware dann erneut an die Kaffeebörsen in London und Paris und von dort weiter an den Importeur und Röster.
Etwas anders gestaltet sich der Weg bei den industriell geprägten, großen Kaffeeplantagen. Halbstaatliche oder staatliche Organisationen kümmern sich hier direkt um alle weiteren Schritte nach der Ernte und leiten den Kaffee an Röster und Importeure weiter. In allen Fällen gibt es natürlich noch den Inlandskonsum des Kaffees, der nicht in diese Wege fließt: Rund 24 Prozent der Weltkaffeeproduktion wird in den Anbauländern konsumiert.
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Geographische, soziologische und wirtschaftliche Rahmenbedingungen im Äquatorgürtel bestimmen die Art der Vermarktung stark mit. Etwa 20 bis 25 Millionen Menschen verdanken in den Anbauländern ihren Arbeitsplatz dem Kaffee.
Jedes Importland besitzt eigene Qualitäten
Der in Deutschland getrunkene Kaffee stammt vor allem aus Brasilien und Vietnam. 2016 importierten beide Länder jeweils über drei Millionen Tonnen in die Bundesrepublik. Auf Platz drei liegt schon mit deutlichem Abstand von knapp 100.000 Tonnen Honduras. Es folgen in der Sortierung nach Importgrößen Kolumbien, Peru, Äthiopien, Uganda, Italien und Indonesien: Beim letztgenannten Land waren es 2016 etwas über 30.000 Tonnen. Auch in Süditalien wächst tatsächlich ein Arabica Kaffee mit feinbitterem Aroma, Malabar oder gelber Monsunkaffee genannt. Auch jede andere Anbauregion, aus der Kaffee nach Deutschland kommt, hat ihre individuellen Vorzüge.
Brasilien, wo ein Drittel der weltweiten Kaffeeproduktion wächst, besitzt mit seiner riesigen Fläche viele unterschiedliche Voraussetzungen. Die Kaffeesorten sind allesamt weich und mild, ein kräftiges Aroma von Meerwasser zeichnet die Sorten aus dem Norden in Küstennähe aus. Im Südosten des Landes wachsen Bourbon-Varianten, die mild-würzig schmecken. Der Robusta-Kaffee aus Vietnam befindet sich in vielen Mischungen und Instant-Sorten, die in Deutschland getrunken werden. Die Menge geht in diesem südostasiatischen Land vor Qualität, daher begrenzt die Regierung nach Jahren der Produktionssteigerung die Anbauflächen inzwischen.
Honduras produziert in Hochlandgebieten, durchzogen von Flusstälern, auf nährstoffreichen Böden hochwertige Arabica-Kaffees. Sie besitzen zum Beispiel, trotz pikanter Säure, einen seidigen und fruchtigen Geschmack. Aus Kolumbien, dem viertgrößten Kaffee-Exporteur nach Deutschland, kommen echte Spitzenkaffees. Der Arabica aus dem mittelamerikanischen Land besitzt einen vollen, weichen Geschmack, die Aroma-Noten sind unter anderem zitrus-frisch oder nuss-süßlich.
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Kaffeesteuer nur für bearbeitete Produkte
Für den Fiskus in Deutschland ist die Kaffeesteuer wichtig, die öffentlichen Einnahmen daraus betragen etwa eine Milliarde Euro pro Jahr. Die Abgabe beträgt 2,19 Euro Kilogramm pro (kg) gerösteten Kaffee und 4,78 pro kg löslichen Kaffee. Für den Im- und Export jedoch ist diese Abgabe weitgehend irrelevant, denn: Die Einfuhr von nicht entkoffeiniertem Rohkaffee aus allen Anbauländen in die Europäische Union (EU) ist generell steuerfrei – deswegen kommt der Kaffee auch zumeist so hier an. Deutschland ist eines der wenigen Länder in der EU mit einer Kaffeesteuer.
Fazit: Import von Kaffee erfordert großes Netzwerk
Der Kaffee-Import aus den Anbauländern nach Deutschland erfordert viel Aufwand: Neben den Einkäufern, den Zwischenhändlern, den Finanzbehörden und den Kaffeebörsen sind unterschiedliche Marktstrukturen der Anbauländer zu berücksichtigen. Die Spediteure benötigen für den Schiffstransport speziell gelüftete Container für den empfindlichen Naturrohstoff Kaffee.
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2 Kommentare
Hallo Philip,
interessanter Artikel. Ich komme selber aus einem kleinen Anbauland in Afrika und arbeite zurzeit als Entwicklungsingenieur in einem internationalen Konzern. Bei meinem letzten Besuch in der Heimat hatte ich ganz besondere Kaffeesorten mitgebracht und Kostprobe organisiert. Das Feedback war sehr positiv und die Nachfrage hält überraschend weiter an. Daher bin ich auf die Idee gekommen, ein eigenes Geschäft aufzubauen und Rösterei sowie Endkunden hier im Land mit diesen besonderen Sorten zu beliefern. Kaffee zu beschaffen ist für mich kein Problem, da ich bei den Bauern, Kooperativen und Behörden im Land besten vernetzt bin. Nur was muss ich für so ein Geschäft hier in Deutschland beachten? wie gehe ich denn vor? wie komme ich in Kontakt mit den Abnehmern bzw. Röstereien und wie gewinne ich ihr Interesse und Vertrauen? Was sind die Risiken?
Freue mich über deine Erfahrung und Ratschläge. Gerne können wir auch per E-mail oder telefonisch austauschen.
Beste Grüße
Hallo Phillip,
vielen Dank für den aufschlußreichen Artikel, auch wenn ich etwas überrascht war über die Verteilung, zum Beispiel, dass Honduras Deutschlands drittwichtigster Kaffeeexporteur ist.
Mich würde interessieren, wo ich diese Zahlen offiziell beziehen kann und auch sonst wie ich sonst an relevante Informationen zum Thema Kaffeeimport komme. Ich würde mich sehr über Infos deinerseits freuen.
Danke im Voraus.
Marcel