Hoppenworth & Ploch ist eine Specialty Coffee Rösterei aus Frankfurt, die vom Crema Magazin zum “Röster des Jahres 2021” ausgezeichnet wurde. Wir gratulieren ganz herzlich und haben Röstmeister Kilian Seger und Profi-Barista Joris Kohnen zu einem exklusiven Interview mit roastmarket eingeladen.
Das Team der Specialty Coffee Rösterei
Das Team von Hoppenworth & Ploch hat es sich zum Ziel gemacht, das geschmackliche Potenzial bester Rohkaffees aus ausgewählten Anbaugebieten der ganzen Welt herauszuarbeiten. Dabei widmen sie ihre Leidenschaft insbesondere hellen Röstungen und saisonalen Bohnensorten, da diese besonders feine und komplexe Geschmacksaromen mit sich bringen. Nicht nur uns und unsere Kaffeeliebhaber begeistert die Kombination aus hochwertigen Spezialitätenkaffees, tiefgreifendem Expertenwissen und vertrauensvollen Direkt-Partnerschaften mit den Kaffeefarmern vor Ort. Mittlerweile können Gäste den hochwertigen Kaffee an drei Standorten in Frankfurt genießen: Am Café in der neuen Altstadt Frankfurt, im Nordend und am Uni Campus Westend.
Unsere Interviewpartner sind Kilian und Joris. Kilian ist bereits seit 7 Jahren mit im Team dabei und verantwortlich für den Rohkaffeeeinkauf, die Leitung der Rösterei und das Management der Kaffeeproduktion bei HopPlo. Joris Kohnen hat, wie Joris, als Barista bei Hoppenworth & Ploch begonnen und managed mittlerweile alle drei Cafés in Frankfurt.
roastmarket: Vielen Dank, dass Ihr beide heute dabei seid und uns einen kleinen Einblick hinter die Kulissen von Hoppenworth & Ploch gewährt. Als kleiner Einstieg für all diejenigen, die Hoppenworth & Ploch vielleicht noch nicht kennen: Wann und wie entstand die Idee Hoppenworth & Ploch?
Kilian: Julian Ploch und Matthias Hoppenworth haben sich durch die Uni kennengelernt, beide haben aber unterschiedliche Fächer studiert. Durch eine gemeinsame Community haben sie schnell das gemeinsame Interesse an der Technik von Kaffeemaschinen bemerkt und begonnen, viel an Altmaschinen zu schrauben, um das Grundkonstrukt und die Funktion einer Espressomaschine zu verstehen. Über das Studentenwohnheim haben die beiden erfahren, dass ein neues Studentenwohnheim entsteht und es dort ein Platz im Foyer geben wird, planmäßig eigentlich für einen neuen Kiosk. Darauf haben sie sich beworben und schließlich auch den Zuschlag bekommen, dort einen Kiosk bzw. Café zu eröffnen. 2008 wurde der Bau abgeschlossen und das erste Café mit dem Namen Hoppenworth & Ploch eröffnet. Und so hat alles am Uni Campus im Westend-Campus begonnen.
roastmarket: Und wie seid Ihr zwei zu Hoppenworth & Ploch gekommen und welche Aufgaben übernehmt Ihr im Alltag?
Kilian: Ich habe, wie viele andere Kollegen auch, als Barista angefangen und hatte schon vorher in der Gastronomie gearbeitet.
Für mich ist Kaffee etwas, das mich einfach interessiert und was ich auch gut kann und gerne mag. Und wenn man in Frankfurt lebt und mit gutem Kaffee zu tun haben möchte, dann kommt man an Hoppenworth & Ploch eigentlich nicht vorbei. Daher war meine Entscheidung, zu Hoppenworth & Ploch zu gehen, ziemlich klar. Hier habe ich dann noch einmal auf eine ganz andere Art gelernt, was es heißt als Barista zu arbeiten. Dadurch ist mein Interesse an Kaffee und der Arbeit mit Kaffee weiter gewachsen.
Wenn man in Frankfurt lebt und mit gutem Kaffee zu tun haben möchte, dann kommt man an Hoppenworth & Ploch nicht vorbei!
So bin ich dann dazu gekommen, in meiner Freizeit beim Rösten zuzugucken (damals wurde noch in kleineren Umfängen geröstet als heute). Ich kam immer öfter dazu und konnte irgendwann mitarbeiten. Das war toll, denn so habe ich meine Freizeit dafür genutzt, noch mehr über Kaffee zu erfahren. Als dann schließlich eine Stelle als Röstmeister frei wurde, habe ich mich beworben und wurde übernommen. Das ganze Rösten wurde immer wichtiger und größer. Mittlerweile ist unsere Rösterei hier also ein reiner Produktionsstandort. Früher haben wir noch mit im Café geröstet, damals war es also ein Café mit Rösterei. Jetzt ist es hier ein reiner Produktionsstandort, an dem ausschließlich geröstet und verpackt wird. Und genau das mache ich bei Hoppenworth & Ploch. Dazu gehört aber eben nicht nur das Kaffeerösten allein, sondern auch die Produktion. Ich beschäftige mich also mit Fragen wie “Wo und wie kommt der Rohkaffee hierher?” oder wie er optimal geröstet wird.
Wir sind jetzt mittlerweile ein echt großes Team . Vor ein paar Jahren hat lediglich eine Person unseren Kaffee geröstet, drumherum standen noch drei Personen die die Kaffeetütchen geschnürt haben. Jetzt ist hier wirklich jeden Tag Betrieb, es ist viel los und ja, eine ganz andere Hausnummer.
roastmarket: Total spannend. Da merkt man ja auch, dass Du schon früh mit Deiner Leidenschaft bzw. schon in Deiner Freizeit eine Leidenschaft für Kaffee hattest und dies optimal mit Deinem Beruf kombinieren kannst.
Kilian: Ja, auf jeden Fall. Und ich glaube, so geht es ganz vielen, man fängt an und merkt ‘Kaffee kann doch irgendwie mehr, als aschig und bitter schmecken.’ Und dann kauft man sich vielleicht auch mal Kaffees, die man Zuhause selber brüht und macht vielleicht sein eigenes Coffee Cupping und Testing Zuhause. Und so fängt man in der Freizeit an, zum Beispiel wenn man in eine andere Stadt fährt oder verreist, die Kaffeezubereitung anderer Länder anzugucken. Und auch das ganze Thema Meisterschaften und Coffee Cuppings ist in den letzen Jahren viel größer geworden. In der World of Coffee gibt es viele Leute, die ihren Kaffee selbst Zuhause brühen, weil sich immer mehr Menschen dafür begeistern. Und ich hoffe natürlich, dass das auch so weitergeht und noch mehr Menschen vom privaten Kaffeebrühen kommen und mehr über Kaffee lernen wollen. Dafür muss man gar nicht zwingend Barista sein. Es ist für mich einfach schön, dass die Kaffee-Community wächst und Kaffee nicht mehr länger nur ein Nischenbereich ist.
Joris: Ich hab vor circa vier Jahren hier bei Hoppenworth & Ploch angefangen und ähnlich wie Kilian, als Barista begonnen. Damals schrieb ich noch an meiner Masterarbeit und weil nur am Schreibtisch sitzen doch ein bisschen langweilig war, hab ich nebenbei als Barista angefangen. Zuvor hatte ich bereits ein paar Jahre in einer Rösterei gearbeitet und so schon erste Kaffeeerfahrung gesammelt. Ich bin sehr bewusst zu Hoppenworth & Ploch gegangen, weil hier eben viel Wert auf den Ursprung der Kaffees und auf das Rösten gelegt wird. Allerdings kam ich mehr aus dem Baristabereich, dementsprechend war die ganze Abteilung des Kaffeeröstens bzw. die Rösterei entsprechend unbekannt und eher eine ‘Blackbox’. Ich hab also erst als Barista angefangen und habe dann das Hoppenworth & Ploch Café im Nordend geleitet.
Über die Zeit kamen immer mehr Bereiche dazu und inzwischen bin ich eine Art “Bindeglied” – d.h. ich bin sowohl in der Rösterei, als auch bei der Planung vom Rohkaffeebohnen-Kauf beteiligt und überlege, was wann in unser Portfolio passt. Auf der anderen Seite bin ich aber auch viel in den Cafés vor Ort und schaue eben, dass alles gut klappt. Sprich, man findet mich auch mal beim Kaffee einstellen an der Siebträgermaschine, beim Kontrollieren der Kuchen und Latte Art Muster und bei allem anderen, was vielleicht sonst noch in den Cafés ansteht. Ansonsten unterstütze ich auch im Online-Shop und Vertrieb und weiß morgens meist nie so ganz genau, was mich am Tag alles erwartet. Das macht einfach Spaß. Vor allem, wenn man mit einem Produkt wie Kaffee arbeitet, das so vielfältig ist und das in einem Team, was leidenschaftlich dafür brennt, damit zu arbeiten. Das ist bei Hoppenworth & Ploch absolut der Fall.
roastmarket: Apropos Team, wie groß ist das Team Hoppenworth & Ploch mittlerweile?
Joris: Wir haben ungefähr 60 Mitarbeiter in unterschiedlichen Bereichen. Angefangen haben wir damals mit 15 Leuten. Dazu zählt heute der Bereich Campus Café, das Röst-Team am Länderweg und weitere Baristi in den Cafés Nordend und Altstadt. Dann gibt es noch den Onlineshop, Logistik, das Team für die Verpackung, die Konditormeister*innen für selbstgebackene Kuchen und natürlich noch das Büro. Es sind also viele Bereiche. Stichwort Kuchen und Kaffee: Das vereint auch nochmal die Liebe zum Handwerk und Selbstgemachten Genussmitteln. Das schweißt natürlich zusammen.
roastmarket: Super. Also eine perfekte Genusskombination. Und was würdet Ihr sagen, welche Werte sind Hoppenworth & Ploch besonders wichtig; wofür steht HopPlo?
Joris: Das ist eine wichtige Frage. Was uns beim Rohkaffeeeinkauf besonders wichtig ist, ist dass wir eng mit den Farmern zusammenarbeiten und einen engen Draht pflegen. Dadurch haben wir auch Kaffees, die rückverfolgbar sind, sodass wir genau wissen, woher der Kaffee kommt. Wobei Kaffeefarm nicht immer zutrifft, Kaffees können auch aus kooperativem Anbau/ Kooperativen stammen.
Ansonsten ist uns Nachhaltigkeit sehr wichtig, und zwar in ökologischer, ökonomischer und sozialer Hinsicht. Wir kaufen also nicht einfach irgendeinen Kaffee und melden uns danach nicht wieder, sondern wir schauen genauestens wo der Kaffee herkommt, wie viel wir dafür zahlen und arbeiten insbesondere dafür auch momentan an einem Transparenzbericht. Außerdem arbeiten wir aktuell an einer B-Corb Zertifizierung, eine spezielle Zertifizierung, die einen nachhaltigen und sozialen Arbeitgeber garantiert. Ansonsten legen wir grundsätzlich den größten Fokus auf Fairness in der ganzheitlichen Mitarbeit. Wir möchten über Dinge reden können. Alle sollten nahbar sein, innerhalb des Teams aber auch speziell gegenüber unseren Gästen. So möchten wir Menschen den Einstieg in die Kaffeewelt und Specialty Coffee ermöglichen. Daher sind auch die preislichen Einstiegspunkte bei uns im Bereich Specialty Coffee vergleichsweise günstig. Wir haben im Café immer einen Filterkaffee des Tages – für 2,40€ bekommt man als Gast eine Tasse Kaffee, die richtig gut und lecker ist. So kann jeder in den Genuss kommen und probieren.
Kilian: Dann mache ich direkt mal mit der nächsten Frage weiter. Was ist der Unterschied zwischen Hoppenworth & Ploch und anderen Röstereien. Was machen wir anders?
Wie Joris bereits erwähnte, ist der Punkt Nachhaltigkeit bei uns ein wesentlicher Bestandteil. Besonders im Vergleich zu industriellen oder traditionellen Röstereien arbeiten wir anders. Was uns sicherlich ganz praktisch unterscheidet ist, dass wir zwischen Filter- und Espressoröstung unterscheiden und beides anbieten. Beim Filterkaffee möchten wir besonders süße und feine Geschmacksnoten hervorbringen können, wohingegen der Espresso weiterentwickelt ist und dementsprechend dunkler geröstet wird (wobei Espressi bei uns immer noch verhältnismäßig hell geröstet sind) und so besonders säurearm ist. Was außerdem im Bereich Rohkaffee-Kauf und Planung im Vordergrund steht ist, dass wir möglichst saisonal arbeiten. Das bedeutet, dass wir keine alten Rohkaffees haben wollen, sondern Kaffees, die direkt und frisch nach der Ernte zu uns kommen und die nächsten Monate vollständig verwendet werden. So wird Kaffee nie für eine zu lange Zeit gelagert.
Ansonsten ist uns Nachhaltigkeit sehr wichtig, und zwar in ökologischer, ökonomischer und sozialer Hinsicht.
roastmarket: Das klingt sehr gut. Die nächste Frage habt ihr schon ein bisschen angerissen: Was hat sich seit der Eröffnung 2008 für euch am meisten verändert?
Joris: Der größte Unterschied ist, dass wir rösten. Als wir das erste Café aufgemacht haben, haben wir noch nicht selbst geröstet, sondern wie viele andere Cafés auch bei anderen Röstereien eingekauft. Seit 2012 rösten wir unseren Kaffee komplett selbst. Ansonsten gibt es viele Lerneffekte über die Zeit. Inzwischen sind wir durch unser Wachstum natürlich auch stärker und besser vorbereitet und dementsprechend personell strukturierter.
roastmarket: Steigen wir doch ein bisschen mehr ins Thema Kaffee ein: Wie wählt ihr neue Rohkaffeehändler aus und wir werdet ihr auf diese aufmerksam?
Kilian: Mit den meisten Kaffeebauern, Farmern und Kooperativen arbeiten wir schon seit Jahren sehr gut und gerne zusammen. Ab und zu kommen auch neue hinzu, einfach weil sich natürlich auch neue Händler etablieren und diese auch eine Chance verdienen. Wir kriegen häufig und viele Anfragen. Aber da muss man natürlich stark selektieren. Im Endeffekt zählen für uns die Qualität, die Arbeitsbedingungen und die reibungslose Kommunikation und Zusammenarbeit. Lieferungen müssen pünktlich eintreffen und Partner natürlich auch erreichbar sein.
Joris: Außerdem sind wir extrem genau, wenn es um die Selektion und Auswahl der Kaffeebohnen geht. Wir stellen sehr viele Fragen und senden allen neuen Rohkaffeehändlern einen Fragebogen mit drei Seiten, der ausgefüllt werden muss. So möchten wir genaue und detaillierte Informationen über die Zusammenarbeit mit den Kaffeefarmen, welche Preise die Farmer für ihre Arbeit enthalten und maximale Transparenz. So wissen wir garantiert, wo und unter welchen Bedingungen unsere Kaffees herkommen.
Kilian: Wir sind definitiv ein Kunde, der immer viele Fragen stellt. Wir lassen uns viele Kaffee-Samples kommen. Aber das macht eben auch aus, wer und wie wir bei Hoppenworth & Ploch sind. Wir möchten sowohl qualitativ als auch ethisch gut arbeiten und ein sehr hohes Level erreichen. Und das dient am Ende ja auch einem guten Zweck.
roastmarket: Sehr sehr gut. Am Ende danken es euch nicht nur die Kaffeefarmer, sondern natürlich auch die Kunden. Apropos Kaffee: Wie viele Sorten an Kaffee habt ihr mittlerweile im Angebot?
Joris: Die Frage ist gar nicht einfach zu beantworten, da sich unser Sortiment alle zwei Wochen ändert. Wir haben eine Sorte an Kaffees, die wir durchgehend anbieten und das ganze Jahr über anbieten (Silver Blend, Gold Blend und Copper Blend). Ansonsten gibt es noch sechs bis sieben wechselnde Kaffees. Den Espresso Brasil haben wir beispielsweise immer im Café da. Generell haben wir in den Cafés immer zwei Mühlen, man kann also aus zwei Espressosorten wählen. Der Brasil ist immer da und für die zweite Espressosorte wechseln wir die Bohne. Aktuell haben wir beispielsweise einen Espresso aus Vietnam da, den wir jetzt für 2-3 Monate anbieten, bis er aus ist. Stichwort Saisonalität: Wie Kilian bereits angeschnitten hatte, gibt es bei unseren Kaffees eben viel Wandel und so gibt es eben auch immer wieder Neues zu entdecken. Gleichzeitig bieten wir allen Kaffeetrinkern, die jeden Morgen gerne denselben Kaffee trinken, die Gelegenheit durch unser Standardsortiment an Kaffees.
Das Hoppenworth & Ploch Sortiment ist also geschmacklich, wie auch von den Ursprüngen her, möglichst vielfältig und saisonal.
roastmarket: Spannend! Und was würdet ihr sagen, wie unterscheiden sich die drei Hoppenworth & Ploch Cafés in Frankfurt voneinander? Campus, Nordend und Altstadt.
Kilian: Das Café am Campus zieht natürlich naturgemäß viele Studenten und Studentinnen, aber auch Mitarbeiter, Professorinnen von der Uni an. Hier ist alles vertreten, sowohl junges als auch älteres Publikum und insgesamt schön durchmischt. Das Café im Nordend war früher auch Standort unserer Rösterei. Hier merkt man den Besuch von Anwohnern und Besuchern von Außerhalb, dadurch dass es sehr zentral gelegen ist. Auch Touristen und Stadtgänger kommen hier oft vorbei. Aber das alles wandelt sich auch stark. So ganz pauschal lässt sich also nicht sagen, wer in welchem unserer Cafés Kaffee trinkt. Hauptsächlich scheinen alle Gäste die Vorliebe für guten Kaffee und gute Produkte gemeinsam zu haben.
roastmarket: Stimmt, und natürlich ist es auch praktisch, dass Fans von gutem Kaffee mittlerweile drei Adressen haben, um ein Hoppenworth & Ploch Café besuchen zu können. Dann nochmal zum Thema Hoppenworth & Ploch Café. Welches Getränk wird in Euren Cafés am häufigsten bestellt bzw. was ist der Klassiker?
Joris: Auf jeden Fall ein Flat White oder Cappuccino. Das liegt wahrscheinlich daran, dass beides lange das identische Getränk in unseren Cafés war und beide Getränke mit Milch oder Hafermilch getrunken werden. Ich glaube, die meisten freuen sich einfach immer über ein Getränk mit Latte Art. Da nimmt man sich gleich nochmal lieber einen Moment Zeit für den Kaffee. Im Sommer ist natürlich ein kalter Latte Macchiato und Filterkaffee beliebt. Der Großteil der Getränke sind aber definitiv Milch- bzw. Haferdrink-basiert. Mittlerweile sind das sogar fast 50/50 Bestellungen mit regulärer Kuhmilch und Haferdrink. Die Nachfrage nach veganen Haferdrinks steigt also auf jeden Fall an.
roastmarket: Sehr interessant. Wenn wir Euch in einem Eurer Café besuchen kommen möchten – welches Getränk müssen wir dann unbedingt probieren?
Joris: Auf jeden Fall den Kaffee aus der zweiten Mühle. Der immer wechselnde und saisonale Espresso. Hier kann man am Besten in die Aromenvielfalt einsteigen und Kaffee erst richtig entdecken. Die Kaffees ‘flashen’ jeden Kaffeefan, sowohl Einsteiger als auch diejenigen, die im Kaffeebereich arbeiten. Damit macht ihr übrigens auch dem Barista eine Freude, weil das gesamte Team jeden Monat daraufhin fiebert, die neue Kaffeesorte einzustellen und zu probieren.
roastmarket: Danke für den Tipp. Müssen wir bei einem Besuch dann definitiv mal ausprobieren! Weiter geht es mit dem Aspekt “Third Wave Coffee”, der ja gerade auch bei euren Kaffees eine große Rolle spielt. Wie würdet Ihr diesen Begriff einem Kaffee-Laien kurz und knapp erklären und warum ist die Third Coffee Wave gerade bei Hoppenworth & Ploch so präsent?
Kilian: Der Begriff zu erklären ist immer etwas komplex. Wir sprechen grundsätzlich von einer Zeitspanne und einer klaren Abgrenzung zu den beiden ersten Kaffee-Wellen. Hierbei geht es hauptsächlich um die Rückbesinnung auf kleinere Röstereien und der Idee bzw. dem Verständnis von Kaffee als Handwerk. Specialty Coffee geht in eine ganz ähnliche Richtung und zielt mehr auf die Qualität des Rohkaffees ab. Damit einher geht aber sicherlich der Aspekt, dass man hochwertigen Kaffee eher heller röstet, um die Ursprungsaromen, die der Kaffee mitbringt auch im Kaffee zu lassen und nicht “wegzurösten”, sodass er am Ende aschig und rauchig schmeckt. Es geht also einerseits um die hochwertige Qualität und den besonderen Geschmack des Kaffees, andererseits aber natürlich auch um die Wertschätzung der Kaffeefarmer.
roastmarket: Da wir gerade von qualitativ hochwertigem Kaffee sprechen: Was hat Eurer Meinung nach den größeren Einfluss auf die Qualität des Endprodukts? Die Kaffeebohne, die Röstung oder die Kombination?
Kilian: Eines ist ganz wichtig: Das Rösten kann Kaffee nicht besser machen. Damit meine ich, dass man dem Kaffee durch eine Röstung nichts hinzufügen kann, was er nicht bereits durch den Anbau und die Ernte beinhaltet. Der Ursprung und die Anbaubedingungen müssen gut sein. Bei der Röstung gilt es daher, dem Kaffee keine unnötigen Aromen zu entfernen, die ihn geschmacklich besonders ausmachen. Also ist die Arbeit, die in den Ursprungsländern passiert, sehr viel entscheidender für ein gutes Endprodukt. Danach erst erfolgt die Röstung.
Generell kann bei Kaffee viel falsch gemacht werden. Zum Beispiel bei der Pflege der Kaffeepflanze, bei der Ernte oder später bei der Lagerung. Es gibt viele Stufen der Kaffee-Wertschöpfungskette, bei der Fehler unterlaufen können und so das Endprodukt beeinflussen. Natürlich gilt das auch für das Rösten. Es ist viel Arbeit, die in guten Kaffee einfließt. Wenn man sehr hochwertigen Kaffee produzieren will, bedeutet das auch deutlich mehr Arbeit und so kommen dann natürlich auch höhere Preise zustande.
roastmarket: Das stimmt. Und merkt Ihr auch ein steigendes Interesse der Kundschaft an gutem Kaffee? Fragen Kunden Euch zum Beispiel nach Anbaugebieten und den Handelsbeziehungen zu Kaffeebauern etc.?
Joris: Ja, das merken wir auf jeden Fall. Speziell in den Röstereien forcieren wir das aber auch. Bei unserem Kaffee des Monats produzieren wir beispielsweise immer ein spezielles Video, indem wir den Kaffee in knapp 10 Minuten vorstellen und extra Arbeit reinstecken, um das ganze noch mehr zu kommunizieren. Hoppenworth & Ploch Kaffees sind eben Premium-Produkte, mit denen wir arbeiten und natürlich gibt es Menschen, die 20€ für einen Kilo Kaffee teuer finden. Das ist auch komplett verständlich. Vergleichen wir das ganze mit Wein: Hier gibt es auch ein Spektrum von einem zwei Euro Wein und Wein, der sehr viel mehr kostet. Und bei Kaffee ist das ganz ähnlich. Die Bereitschaft und das Interesse an gutem Kaffee steigt erfreulicherweise aber immer weiter. Zum Glück gibt es immer weniger Menschen, die nur viel Geld in gutes Equipment investieren und dafür weniger in gute Bohnen.
roastmarket: Machen wir doch mit ein paar persönlichen Fragen weiter. Ihr beide habt Kaffee zu Eurem Beruf gemacht: Was macht Kaffee oder die Zubereitung von gutem Kaffee für Euch so besonders?
Joris: Was für uns in der Rösterei cool ist, ist dass wir das Endprodukt Kaffee mit beeinflussen können. Also unsere Wünsche an Kaffee können wir bei Hoppenworth & Ploch an Importeure und die Farmer und Farmerinnen richten und dadurch Anschluss haben. Für mich als Home Barista macht die Zubereitung von Kaffee aus, dass man Bereiche hat, auf die man Einfluss hat. Zum einen ist das eine vernünftige Mühle, bei der man Mahlgrad und Menge richtig einstellen kann. Zum anderen ist Wasser wichtig. Die Kaffeezubereitung muss man einfach ausprobieren. Man kann an einem kleinen Produkt wie Kaffee durch kleine Veränderungen so viel ändern und spannende Ergebnisse erzielen. Das macht Kaffee als Produkt so spannend und facettenreich!
roastmarket: Wie trinkt Ihr Euren Kaffee am liebsten? Pur und ohne Milch und Zucker?
Kilian: Auf jeden Fall bin ich was das angeht ein Purist. Ich trinke am liebsten Filterkaffee, weil es am klarsten ist. Milch und Zucker macht Kaffee für mich kaputt und fügt etwas hinzu, was dem Kaffee an Komplexität nimmt. Das verfälscht den Grundgeschmack. Wenn man vernünftigen und guten Kaffee trinkt, muss man meiner Meinung nach nichts mehr hinzufügen. Ich bin da aber auch nicht der Durchschnitts-Kaffeetrinker. Ich trinke nicht täglich ‘zig Tassen Kaffee, um Kaffee zu trinken. Wenn ich Kaffee trinke, dann weil ich geschmackliche Erfahrungen machen möchte.
Joris: Ich stimme in vielen Punkten mit Kilian überein. Mein Lieblingsgetränk ist ebenfalls Filterkaffee. Ein Cappuccino hat für mich aber auch definitiv seine Daseinsberechtigung und kann mit Milch als Geschmacksträger nochmal einen anderen Genuss bringen als ein purer Espresso. Wir cuppen und probieren Kaffee mehrmals in der Woche gegen Muster und dadurch ist man sehr an einen puren Kaffeegeschmack gewöhnt. Deswegen haben wir manchmal nicht mal Milch bei uns in der Rösterei. Ein Wein Sommelier würde wahrscheinlich auch nicht den Cuvé aus dem Supermarkt trinken. Für mich ist Kaffee ein Genussmittel und kein Mittel zum Zweck. Wenn ich am Reisen bin und es dort keinen guten Kaffee gibt, dann trinke ich auch mal drei Wochen gar keinen Kaffee. Wir sind aber natürlich auch dauerhaft im Thema Kaffee drin und beschäftigen uns täglich damit.
roastmarket: Ihr als Baristi zaubert täglich köstlichen Kaffee und kennt alle Tipps & Tricks auf dem Gebiet: Was sind drei Tipps, die Ihr Anfängern im Bereich Kaffee unbedingt mitgeben würdet?
Joris: Ich empfehle: Seminare besuchen, YouTube Videos anschauen, Texte und Bücher über Kaffee lesen. Spätestens, wenn man das erste mal vor einer Siebträgermaschine steht, merkt man doch schnell, dass nicht jeder automatisch Kaffee machen kann wie ein Barista. Dafür muss man sich Zeit nehmen. Die Maschine macht am Ende nicht das Getränk, es ist immer die Person, die dahinter steht. Wer Interesse an gutem Kaffee hat, sollte sich die Zeit dafür nehmen, dem Ganzen nachgehen und in den Austausch kommen. Man kann auch an öffentlichen Coffee Cuppings teilnehmen und so seine Sensorik für das Ganze schulen. Und man sollte offen sein. Viele Seminarbesucher haben häufig Angst vor der Säure in Kaffeebohnen. Dass die Säure aber ein natürlicher Bestandteil der Kaffeefrucht ist, bedarf erstmal einer gewissen Offenheit.
roastmarket: Ihr habt die Auszeichnung “Röster des Jahres 2021” des Crema Magazins erhalten. Auch nochmal herzlichen Glückwunsch von uns, sehr verdient! War die Auszeichnung eine Überraschung für Euch? Wie feiert Ihr diesen Erfolg?
Joris: Eine Überraschung war es auf jeden Fall. Vielen Dank erstmal an dieser Stelle. Wir wussten natürlich gar nicht, dass wir in der Auswahl sind, da diese über eine anonyme Testbestellung läuft, also ist es auf jeden Fall überraschend. Die Auszeichnung ist definitiv ein Lob an unser gesamtes Team. Also von den Leuten hinterm Tresen in den Cafés, die die erste Anlaufstelle für Kunden sind, dann unser Rohkaffeeeinkauf, die QC, das Verpacken und Onlineshop-Handling, Kundenservice, die Logistik. Die Auszeichnung ist ein Lob an alle, die bei uns arbeiten und das ist einfach sehr cool und wir haben uns richtig gefreut! Diese Woche habe wir unser erstes Teammeeting in Präsenz gehabt, so richtig gefeiert haben wir aber bislang noch nicht, da kommt aber sicherlich noch etwas.
Kilian: Ja sehr treffend gesagt, Joris. Bei uns wird im Team richtig Gas gegeben und die Auszeichnung ist natürlich ein sehr gutes Feedback. Wir bei Hoppenworth & Ploch können im Team gut auf individuelle Probleme eingehen, wir rösten, kontrollieren und verpacken den Kaffee außerdem schnell. Dass die Abwicklung bei uns sehr reibungslos ist, war mir klar, aber das ganze nochmal in Form einer Auszeichnung bestätigt zu bekommen, von Leuten, die so etwas viel testen, und zu hören “Ja ihr macht das wirklich gut”, freut uns natürlich umso mehr!
roastmarket: Super, vielen Dank, dass Ihr unsere Fragen so ausführlich beantwortet und Euch die Zeit für das Interview genommen habt.
Joris: Sehr gerne, Danke euch.
Kilian: Danke, hat uns auch sehr gefreut.
Fotos: © Nicolas Freund & Lea Lüdemann.
Interview: Lisa Lemke & Lea Nordmann.
Fazit
- Hoppenworth & Ploch legt besonderen Wert auf saisonale Ernte, faire und direkte Handelsbeziehungen, Rösthandwerk und Nachhaltigkeit.
- Besuchen können Sie die Spezialitätenrösterei an drei Standorten in Frankfurt: Am Café in der neuen Altstadt Frankfurt, im Nordend oder an der Uni Campus Westend.
- Außerdem bietet das Team von Hoppenworth & Ploch Baristakurse, Taste-Seminare und spezielle Röstseminare mit Röstmeister Kilian Seger an.
- Die exquisiten Filterkaffee und Espressosorten von Hoppenworth & Ploch finden Sie selbstverständlich auch bei uns im roastmarket-Shop.