19.03.2021

Kaffee mit wenig Säure: Anbau, Röstung und Zubereitung

Der Duft von aromatischem, intensiven und frisch aufgebrühtem Kaffee - Wer kennt und liebt es nicht? Zwar genießen viele Kaffeetrinker gleich mehrere Tassen Kaffee täglich, nicht alle vertragen die Menge an Koffein und Kaffee jedoch gleich gut. Daneben sind einige Kaffeeröstungen säurehaltiger als andere. Entscheidend ist dafür vor allem die Chlorogensäure der Kaffeesorten und die Röstung der Bohnen. Wie aber gelingt es, dass einige Kaffeesorten, wie der Monsooned Malabar Kaffee, Hochland-Arabicas und auch Espresso-Röstungen besonders säurearm und mild sind und dabei aromatisch im Geschmack sind? Wie die jeweiligen Kaffeesorten säurearm verarbeitet werden und welche Sorten sich für Kaffeegenuss mit wenig Säure am Besten eignen, lernen Sie im heutigen Artikel.

Säurearm bedeutet nicht geschmacklos

Grundsätzlich gilt: Säuregeschmack sollte niemals unterschätzt werden. Natürlich sollte ein aggressiver Säuregeschmack vermieden werden, da er den Genussmoment schlimmstenfalls verderben könnte. Eine frische und fruchtige Säure kann dem Kaffeegeschmack allerdings auch erst das “gewisse Etwas” verleihen. Wohingegen feine Säuren für den typischen Kaffeegeschmack verantwortlich sind, hat Chlorogensäure meist eine negative Wirkung auf den Geschmack. Ein zu hoher Anteil lässt den Kaffee dann schnell unangenehm sauer schmecken.

Kaffee und Buch auf Holztisch

Nicht zu verwechseln ist Kaffee mit wenig Säure allerdings mit koffeinfreiem Kaffee. Zwar sind beide Varianten milder als herkömmlicher Kaffee, jedoch besitzt säurearmer Kaffee im Vergleich zu koffeinfreiem Kaffee immer noch Koffein und viele Geschmackskomponenten und Aromen. Säurearmer Kaffee kann sehr intensiv oder sogar bitter sein, nur eben nicht sauer. Damit Sie den für Sie geeigneten Kaffee bei roastmarket noch einfacher finden können, werden alle Kaffeesorten in folgende Kategorien eingestuft: Röstgrad, Intensität und Säure. 

  1. Röstgrad: Unterschieden wird zwischen hellen (Light-Cinnamon-Roast), mittleren (American- bzw. City-Roast) und dunklen (French-/Italian-Roast) Röstungen. 
  2. Intensität: Diese hängt vor allem von den jeweiligen Aromen der Kaffeesorte ab, die von leicht und sehr fein bis hin zu sehr intensiv und kräftig reichen können. 
  3. Säure: Der Grad des Säuregehalts hängt insbesondere von den Anbaubedingungen und der Röstung der Kaffeebohne ab.
  4.  

Welcher Kaffee hat wenig Säure?

Eines vorab: Kaffee ganz ohne Säure gibt es nicht. Allerdings bieten sich einige Kaffeesorten bzw. Röstungen besonders gut an, wenn Sie nach Kaffee mit wenig Säure suchen. Dazu zählt Monsooned Malabar Kaffee, Arabica-Kaffee und Espresso Röstungen.

Arabica Kaffee

Arabica-Bohnen beinhalten weniger Chlorogensäure als Robusta-Bohnen. Während Robusta-Bohnen demnach intensiver, würziger und säurehaltiger sind, so ist Arabica Kaffee besonders mild und säurearm und weist feinere, blumige oder fruchtige Aromen auf. 

helle Arabica-Bohnen in Schale

Das liegt daran, dass Arabica-Bohnen häufig im “Hochland” angebaut werden, also in höheren Anbaugebieten, in denen die Temperatur und das Klima konstanter ist. Robusta-Bohnen sind weniger anspruchsvoll und werden daher in flacheren “Tiefland”-Gebieten angebaut. Der Nachteil ist, dass die Temperaturen hier mehr schwanken als in Hochlandgebieten. Diese Bedingungen beeinflussen natürlich auch die Kaffeepflanze und den Geschmack der Bohnen. Robusta-Bohnen erhalten so ein säureintensiveres Aroma, während Arabica-Bohnen säurearm sind. Sie möchten noch mehr über die Unterschiede zwischen Arabica und Robustabohnen erfahren? Dann könnte Ihnen dieser Artikel gefallen: Arabica und Robusta – Kennen Sie die Unterschiede?Um einen Überblick über verschiedene Arabica-Bohnen zu erhalten, lohnt sich ein Blick in unseren Arabica Kaffee Test

Monsooned Malabar Kaffee

Als weiterer Kaffee mit wenig Säure empfiehlt sich der Monsooned Malabar KaffeeDieser Spezialitätenkaffee zeichnet sich durch seine besondere “Monsooning”-Methode aus. Ursprünglich wurde Kaffee von Indien nach Europa verschifft, wobei die Kaffeesäcke mehrere Monate der besonders salzhaltigen Meeresluft und dem feuchten Monsunklima ausgesetzt waren, wodurch sie nachreifen und sich ihr Charakter völlig veränderte. Diese Methode wird mittlerweile in Treppenhäusern nachgeahmt, in denen Rohbohnen dem Monsunklima ausgesetzt sind. Durch diesen aufwändigen Reifeprozess entwickelt er sein ganz individuelles Aroma, das beinahe keine Säure aufweist. Somit ist der Monsooned Malabar Kaffee fein würzig, ausgewogen mild und säurearm.

Espresso-Röstungen

Weiterhin eignen sich außerdem Espresso-Röstungen. Ja, Sie haben richtig gelesen. Denn Espressobohnen werden besonders lange geröstet und verlieren somit am meisten Chlorogensäure. So erhalten sie ihren typisch-kräftigen und würzigen Geschmack und gleichzeitig einen niedrigen Säuregehalt. Zwar schmeckt Espresso dementsprechend intensiv und aromatisch, jedoch ist er hinsichtlich des Säuregehalts extrem mild und eignet sich daher ideal als Kaffee mit wenig Säure.

Unsere Empfehlungen für Kaffees mit wenig Säure

Die folgenden Kaffeesorten besitzen aufgrund ihrer Anbaubedingungen und dank des schonenden Röstverfahrens besonders wenig Säure und sind dennoch intensiv und aromatisch im Geschmack. Wenn Sie also zum ersten Mal eine neue Kaffeesorte mit wenig Säure probieren möchten, können wir Ihnen diese Sorten wärmstens empfehlen:

Wittmann Monsooned Malabar
9.2
Wittmann Monsooned Malabar
Bohnen: 100% Arabica
Herkunft: Indien
Röstgrad: 5/5
Intensität: 3/4
Säure: 1/4
Aroma: Aromen von Bitterschokolade und Haselnuss
Crema: intensive, sahnige Crema
Besonderheiten: Durch den indischen Monsunregen entfalten sich die einzigartigen Aromen
Preis: ab 7,45 € (28,90€/KG)
Unsere Empfehlung: Ein besonders köstlicher und säurearmer Kaffee, der eine geschmackliche Harmonie aus Aromen von Bitterschokolade, Früchten und einem nussigen Abgang bietet. Durch den mittleren Röstgrad und den intensiven Geschmack eignet er sich für die Aeropress, Siebträgermaschinen, French Press und Vollautomaten.
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Public Coffee Roasters Black Pearl
9.1
Public Coffee Roasters Black Pearl
Bohnen: 100% Arabica
Herkunft: Tansania, Guatemala, Brasilien
Röstgrad: 3/5
Intensität: 4/4
Säure: 1/4
Aroma: Aromen von Zartbitterschokolade, Haselnuss und Karamell
Crema: stabile Crema
Besonderheiten: Handgeröstet in Hamburg
Preis: 9,50 € (38€/KG)
Unsere Empfehlung: Ein sehr cremiger und ausgewogener Espresso mit einem exquisitem Aromenprofil aus Zartbitterschokolade, Haselnuss und süßlicher Karamellnote. Durch die 10-tätige Trocknung an der Sonne entwickeln die Bohnen ihre äußerst milde und leichte Fruchtsäure, die besonders bei der Zubereitung mit dem Espressokocher oder auch im Siebträger zur Geltung kommt.
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caffè baresi Espresso Galant
9.0
caffè baresi Espresso Galant
Bohnen: 50% Arabica, 20% Robusta, 30% Peaberry
Herkunft: Kolumbien, Brasilien, Indien, Papua Neuguinea
Röstgrad: 5/5
Intensität: 4/4
Säure: 1/4
Aroma: nussig-blumines Aroma mit Schokoladen-Nuance
Crema: cremige Crema
Besonderheiten: seltene Pearberries sorgen für einen einzigartigen Geschmack
Preis: ab 9,49€ (37,96€/KG)
Unsere Empfehlung: Ein besonders säurearmer Espresso mit viel Aroma, der bei niedrigen Temperaturen schonend geröstet wird. Die enthaltenen Peaberries (30%) aus Papua-Neuguinea sind Mutationen der Kaffeekirsche, die einen einzigartigen Geschmack hervorbringt. Wir empfehlen den Galante besonders aus der Siebträgermaschine!
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Die Röstung: Traditionell vs. industriell 

Zwischen der industriellen Röstung (Heizluftröstung) und der schonenden Trommelröstung gibt es große Unterschiede, die maßgeblich beeinflussen, wie säurehaltig die Kaffeebohnen werden. Denn unter der Hitzeeinwirkung während der Röstung wird die Säure der Bohnen abgebaut oder sogar ganz zerstört. Erst eine zeitaufwendige und schonende Trommelröstung garantiert die Qualität eines säurearmen Kaffees. Bei der Trommelröstung werden die Rohbohnen besonders langsam bei ca. 200 °C bis zu 20 Minuten lang geröstet. Während dieses Prozesses prägen sich die Geschmacksaromen deutlich aus. Und nur die feinen Fruchtsäuren, wie beispielsweise Essig-, Zitronen- oder Apfelsäure, die den Charakter des Kaffees ausmachen, verbleiben bzw. treten hervor. Dadurch baut sich die Chlorogensäure in den Rohkaffeebohnen nahezu komplett ab. Das Ergebnis sind besonders milde und säurearme Kaffeebohnen. Noch mehr Infos zu den jeweiligen Unterschieden der Röstverfahren finden Sie in unserem separaten Artikel.

Die richtige Zubereitung für Kaffee mit wenig Säure

Neben den Anbaubedingungen und dem Röstverfahren beeinflusst auch die Zubereitungsart die Säure Ihres Kaffees. Generell gilt: Je kürzer die Kontaktzeit von Kaffeemehl und Wasser, desto säurearmer und milder ist der Kaffee. Und bei welcher Zubereitungsart ist die Kontaktzeit gering? Ganz richtig, bei der Extraktion mit der Siebträgermaschine. Daher empfehlen wir speziell die Zubereitung mit der Siebträgermaschine, denn so extrahieren Sie vor allem die erwünschten Geschmacksnoten und Aromen, nicht aber die sauren Stoffe. Außerdem sollten Sie stets darauf achten, dass die Brühtemperatur nicht zu heiß ist, sondern bei 92°C – 96°C liegt und Ihr Kaffee so weder zu wässrig noch zu stark schmeckt.

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Welche anderen Säuren stecken im Kaffee?

Im Folgenden haben wir eine Übersicht häufig vorkommender Säurearten gelistet, die Sie in Ihrem Kaffee finden können. Über die entsprechende Ausprägung entscheidet die jeweilige Bohnensorte:

  • Chlorogensäure: Sie kommt in den Kaffeebohnen vor und macht den größten Anteil der Kaffeesäure aus. Chlorogensäure ist ein natürliches Antioxidans und beeinflusst die Intensität des Säuregeschmacks.
  • Phosphorische Säure: Sie intensiviert die Süße Ihres Kaffees. Geschmacklich erinnert phosphorische Säure an Mango oder andere tropische Früchte.
  • Zitronensäure: Sie ist hauptsächlich in Arabica-Bohnen zu finden, die aus höheren Lagen stammen. Zitronensäure verfeinert das Heißgetränk mit einem fruchtigen und frischen Note. Ihr Geschmack ähnelt Zitrusfrüchten wie beispielsweise Limetten oder Orangen. 
  • Apfelsäure: Wie ihr Name schon vermuten lässt, erinnert Apfelsäure geschmacklich an Apfel oder Birne. Sie kann für den süßlichen Geschmack Ihres Kaffees verantwortlich sein. 
  • Weinsäure: Diese Säure findet man typischerweise in Trauben, weshalb sie geschmacklich etwas an Wein erinnert. Weinsäure kann den Kaffeebohnen eine leichte Schärfe oder Würze verleihen. 
  • Essigsäure: In geringer Ausprägung kann auch Essigsäure zu einer angenehmen Schärfe führen. Außerdem verfeinert sie Ihren Kaffee mit einem limettenartigen Aroma.

Fazit: Kaffee mit wenig Säure

  • Wählen Sie vorzugsweise Arabica-Bohnen, Monsooned Malabar Kaffee und Espresso-Röstungen für den Genuss von Kaffee mit wenig Säure
  • Säurearmer Kaffee wird besonders langsam und schonend geröstet, sodass die enthaltene Chlorogensäure stark oder sogar vollständig abgebaut wird
  • Milch und Milchalternativen wie Hafer- oder Mandeldrinks eignen sich ebenso dafür, die Intensität und Säure Ihres Kaffees abzumildern
  • Besonders säurearme Kaffee- und Espressobohnen
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