Seien Sie ehrlich: Lassen Sie sich Ihren Latte Macchiato, den süßen Mocchacino oder Ihren erfrischenden Eiskaffee gerne mal als to-go-Variante servieren? Sind Sie dann nicht froh, wenn Ihnen der Barista Ihren Kaffee im Pappbecher, anstelle vom umweltschädlichen Styroporbecher aushändigt? Das Umweltbewusstsein der großen Kaffeeketten hat sich in der Vergangenheit stark gewandelt. Das zumindest erzählen sie uns in ihren omnipräsenten Werbebotschaften, doch stimmt das wirklich oder handelt es sich bloß um Greenwashing?
Das Problem: der Kaffeebecher
Kaffee ist eines der wenigen Luxusgüter, die einem weiten Teil der Weltbevölkerung zur Verfügung stehen. Um ihren Absatz stetig zu steigern, überschwemmen große Kaffeeketten Straßenecken und Fußgängerzonen mit Coffee-to-go-Cafes, in denen sie Kaffeeliebhaber jederzeit mit exotischen Kaffeevariationen versorgen. Die Gemütlichkeit eines Wiener Kaffeehauses wird dabei längst immer häufiger eine Erinnerung an vergangene Zeiten. Zurück bleibt ein lieblos weggeworfener Kaffeebecher, der gerade einmal 15 Minuten lang für den schnellen Kaffeekonsum herhalten musste. Dass so eine Kurzzeitnutzung ökologisch nicht ideal sein kann, ist offensichtlich.
Aus diesem Grunde wechseln solche Kaffee-Tankstellen zunehmend auf scheinbar umweltgerechte Pappbecher, recycelbares Plastik oder Mehrweglösungen. Damit uns dieser ökologische Sinneswandel nicht entgeht, werden große Summen in Werbekampagnen investiert, die uns von ihrem grünen Bewusstsein erzählen – das Stichwort lautet Greenwashing.
Greenwashing kostengünstiger als Umweltschutz
Eines ist klar: Vielen geht es weniger um den umweltfreundlichen Ausschank immer neuer Kaffeevarianten, sondern mehr um den Profit. Gelten Unternehmen als Umweltsünder, bleiben jene Kunden weg, denen das Wohl ihres Planeten am Herzen liegt. Daher liegt ein grünes Image durchaus im Geschäftsinteresse von Starbucks, Costa oder anderen.
Riesige Industriefirmen haben hier das Greenwashing für sich entdeckt. Das sind PR-Kampagnen, die den Firmen ein grünes Image verpassen, ohne dass es dafür eine wirkliche Grundlage gibt. Übersetzt bedeutet der Begriff so viel wie ökologische Schönfärberei. In diesen Kampagnen beschreiben Firmen selektiv positive Produkteigenschaften, verschweigen Umweltsünden bei der Herstellung, erfinden maßgeschneiderte Bio-Labels oder geben die Einhaltung gesetzlicher Vorschriften als eigene Umwelt-Initiative aus.
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Greenwashing Kampagnen der Vergangenheit
Greenwashing ist keine neue Erfindung. Ältere Generationen werden sich noch an die beworbenen Light-, Slim- oder Filter-Zigaretten erinnern. Ähnliches versuchte der Coca-Cola-Konzern mit der Einführung von Coke-Zero, Coke-Light und zuletzt Coca-Cola life, die zwar ohne Bioprodukte auskommt, dafür aber mit einer grünen Banderole geschmückt ist. Palmolive wirbt offen “mit 100 % natürlichen Ölen”, die tatsächlich vorhanden sind, aber nur als eine von vielen Zutaten.
Die beiden größten Betreiber von Kaffeehäusern, Starbucks und Costa, versuchen derzeit dem Unmut über Pappbecher zu begegnen, deren Plastikbeschichtung weder recycelt werden kann, noch auf natürliche Art verrottet. Ein mögliches Ausweichen auf Mehrwegbecher bringt nur wenig, wenn Laufkundschaft ihre Becher lieber wegwirft, als sie tagelang mit sich herumzutragen.
Kaffeebecher-Kampagnen im Licht der Realität
Der Wechsel von Polystyrol-Bechern (Styroporbecher) auf Pappbecher hat sich dank der Plastik-Beschichtung als weniger umweltfreundlich erwiesen, als in Werbebotschaften verkündet wird. Doch was ist mit den Recycling-Produkten, Mehrwegbechern und dem Auffüllen von mitgebrachten Bechern?
Recyclingbecher sind generell eine gute Idee, wenn Kaffeetrinker ihre Becher nach dem Trinken auch zum Recycling-Müll geben. Leider ist das nur selten der Fall, weswegen Baristas zusätzliches Pfand für die Becher verlangen müssen, wenn sie es mit dem Umweltschutz ernst meinen. Dann aber können sie gleich zu umweltfreundlicheren Mehrweg-Tassen greifen.
Einen Rabatt zu gewähren, wenn Kunden ihre eigenen To Go-Becher mitbringen, ist sinnvoll – besonders wenn diese aus natürlichen Materialien wie Bambus hergestellt sind. Stilvolle und nachhaltige To Go- und Thermobecher in verschiedenen Größen und Farben gibt es übrigens bei pinkmilk. Diese Variante schließt jedoch Kunden aus, die sich spontan für eine frische Tasse Kaffee entscheiden oder zu vergesslich sind, auf ihrem Weg zur Arbeit an das Mitbringen ihrer Tasse zu denken.
Kombinationen von umweltfreundlichen Mehrwegbechern aus Bambusfasern und Maisstärke, Rabatten für mitgebrachte Becher und die Rücknahme von Pfandbechern unabhängig vom Ausgabegeschäft, werden zurzeit in Berlin und anderen Städten getestet. Es bleibt zu hoffen, dass diese Versuche auf die Akzeptanz der Kaffeetrinker stoßen und sich bundesweit durchsetzen. Mehr zum Thema können Sie im Artikel: Pfandmodelle für Pappbecher nachlesen.
Eine Lösung für jeden Kaffee-Genießer
Dass die Lösung unserer Umweltprobleme nicht allein in die Hände jener Firmen gelegt werden darf, die ihre Profite aus dem Kaffee-Verkauf ziehen, ist einleuchtend. Jeder muss seinen eigenen Beitrag zum Umweltschutz beitragen. Dabei zeigt gerade der tägliche Kaffee, wie einfach so ein Beitrag sein kann.
Beginnen Sie damit, Ihren Kaffee neu zu entdecken. Kaffee ist ein hochwertiges Genussmittel, dessen Herstellung einen aufwendigen Prozess hinter sich hat. Er wächst nur in eng begrenzten Breiten- und Höhenlagen, muss sorgsam geerntet, gelesen, gewaschen, getrocknet, sortiert, gemischt, geröstet und gemahlen werden. Erst dann entsteht daraus das wundervolle Getränk, das in aller Welt beliebt ist.
Behandeln Sie den Kaffee als etwas Besonderes. Schließlich erwarten Sie auch keinen Kaviar-to-go-Stand oder Trüffel-to-go-Stand in der U-Bahn-Station. Nehmen Sie sich Zeit beim Kaffeetrinken und genießen Sie ihn mit Bedacht. Setzen Sie sich für den Kaffee zwischendurch im Café hin. Meist wird er Ihnen dort in einer Porzellantasse serviert, mit etwas Gebäck und einem Glas Wasser. Sie werden erstaunt sein, wie viel besser Ihr Kaffee mit etwas Ruhe schmeckt.
Möchten Sie den Kaffee dennoch zur Arbeit mitnehmen, dann bringen Sie Ihren Lieblings-Thermosbecher mit. Ihr Kaffee bleibt darin viel länger heiß. Außerdem sind Sie der einzige, der je aus ihm getrunken hat. Noch besser wird Ihr Kaffee schmecken, wenn Sie ihn selber zubereiten, so heiß und stark wie sie ihn lieben und aus einer Mischung, die eine Aromenauswahl nach Ihrem Geschmack enthält. Für frischen, aromatischen Kaffee lohnt sich auch eine hochwertige Kaffeemaschine am Arbeitsplatz.
Fazit: Kaffeebecher und Greenwashing
- To-go-Kaffeebecher sind oft umweltschädlich
- Durch Greenwashing versuchen Firmen uns vom Gegenteil zu überzeugen
- Pfand-, Mehrweg- und Ökobecher sind besser, aber nicht die Lösung
Lösungen:
- Kaffee vor Ort genießen
- Eigenen Thermosbecher, ReCup oder To-Go Kaffeebecher mitbringen und wiederverwenden
- Kaffee frisch und selber zubereiten
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