Kaffeepreise, die Endverbraucher zahlen, hängen von vielen Faktoren ab: Ernteerträge, Klimaeinflüsse, politische Stabilität in den Anbauländern, soziale und ökologische Standards, Steuern, Vertriebskosten, Handelsspanne und Interessen der internationalen Finanzmärkte. So gesehen entwickelt sich der Kaffeepreis nicht anders als der Preis für andere Lebensmittel, die irgendwo auf der Welt angebaut werden und dann zum Konsumenten gelangen.
Zwei Sorten – zwei Handelsplätze
Global betrachtet ist Kaffee heute der zweitwichtigste Export-Rohstoff – nur der Erdölmarkt ist im Vergleich noch größer. Weltweit leben etwa 100 Millionen Menschen von dem Kaffee-Anbau und dem Handel damit. Brasilien produziert ein Drittel der weltweiten Kaffeemenge, auf den Plätzen zwei und drei folgen Vietnam und Kolumbien. Die größten Abnehmer von Kaffee sind die Mitgliedsstaaten der Europäischen Union (EU) und die Schweiz.
Für die beiden Sorten, die 99 Prozent des Kaffees repräsentieren, gibt es unterschiedliche Warenterminbörsen. Dort entwickeln sich die Kaffeepreise für den Rohstoff durch Angebot und Nachfrage. Der wichtigste Handelsplatz für die Arabica-Bohnen ist der New York Board of Trade (ICE Futures U.S.). Für die Robusta-Sorte ist die größte Börse die NYSE Liffe in London. Der Handel in Deutschland ist zumeist an den ICE-Handelsplatz gekoppelt, also an die New Yorker Börse.
Warenterminbörsen – faire Kalkulation
Warenterminbörsen, wie die beiden oben angeführten für Kaffee, sind bewährte Instrumente der Marktwirtschaft. Ein Vertrag zwischen Produzent und Händler enthält als wichtigste Elemente immer Preis, Qualität, Menge und Liefertermin. Dem Kaffeeanbauer ermöglicht dieser Handelsplatz zum Beispiel den Verkauf der Ernte zu einem Zeitpunkt, an dem der Preis besonders hoch ist. Der Händler sichert sich seine voraussichtlich benötigte Menge an dieser Börse zum festen Preis schon zu einem Zeitpunkt, an dem der Kaffee selbst noch gar nicht vorhanden ist. Für alle Marktteilnehmer gibt es dabei auch Risiken – doch die bewegen sich im normalen Rahmen marktwirtschaftlicher Prozesse.
Die Fair Trade Company GEPA schlüsselt an einem Beispiel die Zusammensetzung des Kaffeepreises auf. Zu Grunde gelegt ist eine Mischung aus hochwertigen Bio-Arabica-Bohnen, die der Endverbraucher für 4,79 Euro das halbe Pfund bekommt. Davon gehen 27 Prozent an die Handelspartner, das sind Kleinbauern-Organisationen in Lateinamerika. 26 Prozent fließen an die GEPA für Import, Vertrieb, Personal und Räumlichkeiten. 21 Prozent bleiben beim Einzelhandel, also Lebensmittelketten, Bio-, Naturkost- und (Eine) Welt-Läden oder Großhandel. 19 Prozent fließen in die Bereiche Abgaben und Zertifizierung wie Kaffeesteuer, Mehrwertsteuer und Grüner Punkt (Verpackungsrecycling). Sieben Prozent sind nötig für Röstung, Verpackung, Fracht und Hafen.
Viele Einflüsse – große Schwankungen
Der “klassische” Weltmarktpreis für Kaffee existiert im Grunde nicht. Dafür ist die Differenzierung in Anbaugebiete, Qualitätsstufen, Verarbeitungen und Handelsbeziehungen viel zu groß. Dennoch gibt es den häufig zitierten Weltmarktpreis, den die International Coffee Organisation (IOC) ermittelt. Dabei handelt es sich um einen Durchschnittswert der weltweit am häufigsten gehandelten Sorten, den Composite Indicator Price. Er ist gelegentlich das Ziel von Börsenspekulanten. Was in diese Preisentwicklung nicht einfließt, sind Spezialitäten von den Plantagen, kleine Erntemengen und hochwertige Kaffees. In diesem Segment unterhalten die Röstereien häufig direkte Beziehungen zu den Produzenten.
Ein Blick auf die vergangenen vier Jahrzehnte zeigt, wie stark der Kaffeepreis schwankte. So lag der ICO Indicator Price 2001/2002 tatsächlich nicht höher als gegen Ende der 1960er Jahre. Ende der 1970er Jahre hingegen war er fünfmal so hoch, während es Ende der 1980er und Mitte der 1990er Jahre ein Preisniveau gab, das dann 2008 wieder galt. Im Vergleich zur Kaufkraft in den Konsumentenländern sind die Standardqualitäten der Kaffees sogar preiswerter geworden.
Verschiedene Sorten – andere Entwicklungen
Der Kaffeepreis an den Börsen ändert sich täglich, aussagekräftiger und wichtiger für Investoren sind die Entwicklungslinien über einige Monate. Vorab zur Erläuterung: ein amerikanisches Pfund (lb) sind gut 453 Gramm. So entwickelte sich der ICO-Durchschnittspreis für Kaffee von 130 US-Cent/lb im März 2013 nach leichtem Abstieg auf 175 Cent im September 2014. Danach ging es weitgehend abwärts bis auf 130 Cent im April 2016.
Der milde Arabica aus Kolumbien sowie andere milde Arabica-Sorten zeigten im gleichen Zeitraum einen fast parallelen Verlauf. Sie begannen im März 2013 bei circa 150 Cent/lb – etwas mehr bei den kolumbianischen Sorten – erreichten im Oktober 2014 mit 225 Cent ihren Höhepunkt und lagen im April 2016 wieder um die 150 Cent. Der natürliche Arabica aus Brasilien startete im März 2013 bei 125 Cent/lb, stieg bis auf 200 Cent im Oktober 2014 und betrug im April 2016 circa 125 Cent. Die Kurve des Robusta verlief insgesamt flacher. Beginnend mit 100 Cent/lb im März 2013 ging es bis maximal leicht über 100 im Oktober 2014 und fiel bis April 2016 bis auf circa 80 Cent ab.
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Währungen variieren – Kaffeepreise auch
Die Kaffeepreise für den Endverbraucher hängen auch von Faktoren ab, die mit der gesamten Branche vom Anbau bis zu Verkauf in keiner Weise zusammenhängen. Dafür sorgt zum Beispiel das Verhältnis zwischen den weltweit dominierenden Währungen. Die Schwankungen zwischen dem US-Dollar und dem Euro führten Anfang 2015 dazu, dass sich der Kaffee für die Konsumenten um 20 bis 30 Cent pro Pfund verteuerte. Der Grund dafür war, dass der Euro im Vergleich zum US-Dollar zwischen November 2014 und Februar 2015 mehr als zehn Prozent an Wert verlor. Dadurch verteuerte sich der Preis für ein Pfund Rohkaffee von etwa 1,30 auf 1,60 Euro.
Im August 2015 hingegen entspannte sich die Lage und der Kaffeepreis für die Endverbraucher in Deutschland ging vielfach wieder um etwa 30 Prozent herunter. Die Lage auf den Rohkaffeemärkten hatte sich nach Aussage der Kaffeeanbieter entspannt, außerdem trug der Verfall der brasilianischen Währung zur Preissenkung bei. Zur Erinnerung: Brasilien produziert ein Drittel der weltweiten Kaffeemenge. Zudem blieben befürchtete Produktionsengpässe aus – sie waren im Februar 2014 ein Thema. Damals drohte eine Dürre in Brasilien und die bloße Aussicht auf Ernteschäden bei den Kaffeeanbauern genügte bereits, um den Preis nach oben zu treiben.
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Verbraucher wählen – Standards veränderbar
Der Verbraucher in Deutschland wählt beim Kaffee zwischen vielen Sorten und Qualitätsstandards aus unterschiedlichen Anbauregionen rund um den Äquator. Die Kaffeepreise beeinflusst er nicht, er hängt von Faktoren ab, auf die Konsumenten fast gar keinen Einfluss haben. Der Blick auf die ökologischen und sozialen Standards, unter denen Kaffee vermarktet wird, hilft jedoch, die Arbeitswelt im Anbau zu verbessern.
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