Wiener Melange bedeutet im Französischen nicht viel mehr als eine Wiener “Mischung”. Aber das, was sich in der Wiener Melange auf so wunderbare Weise verbindet, ist der Duft aromatisch-herber Kaffeebohnen und der sanfte Schaum weißer Milch. Auf Wunsch gekrönt mit Kakao- oder Zimtpulver – fertig ist der Klassiker aus den Wiener Kaffeehäusern, der heute weltweit bekannt und geschätzt wird. Blicken wir also einmal zurück in seine Geschichte und suchen nach dem Originalrezept.
Österreichische Kaffeevielfalt
Mit 2,9 Tassen Kaffee pro Tag, also mehr als 900 Tassen jährlich, gehören die Österreicher in Europa zu den Spitzenreitern im Kaffeetrinken. Doch unsere Nachbarn nutzen den Kaffee nicht nur in großen Mengen, sondern haben in ihrer langen Kaffeehausgeschichte auch eine ganze Reihe an Kaffeespezialitäten kreiert. Daher kennt kein anderes Land so viele unterschiedliche Varianten in der traditionellen Kaffeezubereitung.
Zu den über 40 Kaffeekreationen gehören u. a. sich so seltsam anhörende Getränke wie der Einspänner, der Franziskaner und der Maria-Theresia-Kaffee. Die am liebsten im Kaffeehaus bestellten Kaffeevarianten sind jedoch nach wie vor der Kleine Braune und die Wiener Melange. Gerade Letztere hat über die österreichischen Kaffeehäuser hinaus einen weltweiten Siegeszug angetreten und besitzt eine lange Geschichte. Diese wollen wir Ihnen hier einmal näher vorstellen.
Die Wiener Melange und ihre Geschichte
Die Geschichte der Wiener Melange ist eng mit der der berühmten Kaffeehäuser in Wien verbunden. Einer Legende nach entstanden diese, als die Türken 1683 übereilt aus der Donaustadt abrückten und dabei einige Säcke an Kaffeebohnen zurückließen. Tatsächlich verlief dies wohl anders und bis zur Erfindung der Wiener Melange dauerte es noch über hundert Jahre.
Erst 1830 kamen die Österreicher auf die Idee, dem aromatischen Kaffee feinen Milchschaum hinzuzugeben und so eine wunderbare Mischung, die Melange, zu schaffen. Da damals das Französische nicht nur am österreichischen Hof als besonders schick galt, konnten Sie den Kaffee nicht Kaffee-Mischung nennen, sondern griff auf den deutlich raffinierteren Namen “Melange” zurück. So werden unter dem Begriff Melange verschiedene Kaffeespezialitäten mit Milch verstanden.
Wiener Melange: die richtige Zubereitung
Um eine echte Wiener Melange zu zaubern, nehmen Sie einen “Verlängerten”, also einen längeren Espresso oder Mokka sowie Milch und Milchschaum. Stilecht wird dabei der Kaffee bis zur Hälfte in eine große, halbrunde Tasse gegossen. Anschließend füllen Sie mit schaumig geblasener Milch auf. Die Schaumhaube der Melange darf gerne mit Schokostreusel versehen werden. Wenn Sie es würziger mögen, können Sie auch auf Vanille oder Zimt zurückgreifen, um die Melange zu toppen.
Da der Kaffee durch die Beigabe von Milch geschmacklich gedrosselt wird, schmeckt das Getränk eher mild und ist ideal für einen entspannenden Genuss am Nachmittag geeignet. Einige Liebhaber des süßen Geschmacks fügen der Melange auch gerne Zucker hinzu. Andere schwören dagegen allein auf die natürliche Süßkraft des Honigs und verleihen der Kaffeekreation so ein ganz besonderes Aroma.
Wenn Sie dem Klassiker das gewisse Extra hinzufügen möchten, können Sie es mit einer Kaisermelange probieren. Hier wird der Kaffee mit Eidotter und Cognac (wahlweise auch Weinbrand) “mélangiert”. Genießer fügen dem Ganzen noch Honig hinzu und sorgen so für einen runden und gehaltvollen Geschmack. Da die aktuelle Lebensmittelverordnung rohes Eigelb in Kaffeehäusern nicht mehr zulässt, sucht man in Wien heute vergeblich nach dieser Kaffeespezialität. Zuhause können Sie diese Spezialität dennoch ausprobieren. Vorausgesetzt Sie erhalten in Ihrer Nähe frische Eier!
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Der Cappuccino und die Wiener Melange – wo liegt eigentlich der Unterschied?
Auf den ersten Blick sehen sich die Wiener Melange und der Cappuccino sehr ähnlich. Ein Wiener Kaffeehaus-Guide empfiehlt Cappuccino-Trinkern daher sogar, eine Melange zu bestellen. Cappuccino servieren die Wiener in einem traditionellen Kaffeehaus nämlich nicht. Allerdings haben sich bereits die ersten Cafés dem ständigen Druck der Touristenanfragen gebeugt.
Aber auch wenn sich beide Kaffeegetränke zunächst kaum unterscheiden, gibt es doch feine Unterschiede im Detail. So wird der Original-Cappuccino aus einem einfachen Espresso und der doppelten Menge Milchschaum zubereitet. Dieser muss cremig und halbflüssig sein und wird mit einer bestimmten Technik schräg in den Espresso gegossen. Damit wird bezweckt, dass die braune Crema des Espressos eine charakteristische Marmorierung auf dem Milchschaum erzeugt.
Die Grundlage für eine Wiener Melange ist dagegen ein längerer Espresso bzw. Mokka, dem aufgeschäumte Milch zugegossen wird. Kaffee und Milchschaum verwenden Sie dabei hälftig. Zum Schluss setzen Sie noch etwas Milchschaum auf das Ganze, sodass keine Marmorierung zu sehen ist.
Die Wiener Melange besitzt also nur eine kleine Milchschaumhaube, während der Cappuccino mit deutlich mehr Milchschaum serviert wird. Zudem verwendet man für die Wiener Melange typischerweise ein eher milderer Kaffee.
Der Franziskaner: eine Variante der Melange?
Aufgrund der großen Vielfalt an Kaffeespezialitäten in Österreich gibt es auch hier einen ganz ähnlichen Kaffeegenuss, welcher allerdings deutlich gehaltvoller ist. Der sogenannte Franziskaner wird nämlich nicht – wie der Name vielleicht vermuten lassen würde – sparsam mit fettarmer Milch – sondern ganz im Gegenteil mit einer Haube aus Schlagobers, also Schlagsahne, versehen.
Daher nichts für kalorienbewusste Kaffeetrinker, aber durchaus eine Sünde wert!
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Die Melange in der Welt
Der Beliebtheit der Melange ist es wohl zu verdanken, dass sie weltweite Verbreitung gefunden hat. Dennoch verstehen nicht alle das Gleiche darunter. So bekommt man in der Schweiz einen Kaffee mit einer Schlagsahnehaube, die mit einer Kaffeebohne garniert ist, serviert. Gerne wird die Schlagsahne hier auch separat in einem Schälchen gereicht, sodass man selbst entscheiden kann, wie viele Kalorien es heute im Kaffee sein dürfen.
Die Niederländer haben die Wiener Melange wiederum ganz anders interpretiert und nutzen – ähnlich wie in der Kaisermelange – gezuckertes Eigelb für deren Zubereitung. Manchmal wird hier aber auch ein Kaffeegetränk serviert, dass fast dem österreichischen Original entspricht, nur dass man statt Milch heißen Kakao verwendet.
Ähnlich servieren auch Nescafé, Mövenpick und Lufthansa Catering die Wiener Melange mit einer Kakaobeimischung.
Übrigens: Als “Melange” bezeichnete Kaffeemischungen aus dem Supermarkt haben nichts mit der klassischen, geschmackvollen Wiener Spezialität zu tun und sind nicht unbedingt zu empfehlen.
Unsere Zusammenfassug:
Die Melange lässt also einige Interpretationen offen – schließlich ist sie nicht mehr als eine “Mischung”. Während Wiener dabei auf Kaffee und Milchschaum setzen, haben sich die Niederländer wohl eher in die “Kaisermelange” verliebt und die Schweizer fanden den Namen “Franziskaner” für einen mit Schlagsahne garnierten Kaffee wohl eher unpassend und nannten ihn daher Café mélange.
Das Original geht allerdings so:
- ½ Tasse Mokka
- ½ Tasse aufgeschäumte Milch
- Milchschaumhaube, wahlweise auch mit Schokostreuseln, Zimt oder Vanille
Fotos von oben nach unten: fotolia – © Tiko Aramyan,fotolia – © bidaya, fotolia – © determined, fotolia – © Jacob Lund
2 Kommentare
Es wäre hilfreich, wenn auch die bevorzugte Kaffeesorte genannt wird. Ich denke, dass für die einzelnen Getränke auch unterschiedliche Kaffeesorten verwendet werden.
Lieber Hans-Dieter,
vielen Dank für Ihr Interesse und Ihren Beitrag. Tatsächlich haben unsere Recherchen hier keine eindeutigen Antworten liefern können. Was die Melange angeht, streiten sich offenbar die Geister bzw. tun es gerade nicht, da die Regeln für die Bohnenwahl hier wohl nicht so streng sind. So werden teilweise klassische Espresso-Röstungen verwendet, in anderen Fällen wird auf typische Kaffeebohnen gesetzt. Das gute für den Konsumenten: Man kann bedenkenlos der eigenen Präferenz folgen…Was man natürlich ohnehin immer tun sollte.
Liebe Grüße vom roastmarket-Team