Ähnlich wie die Rebe Weintrauben trägt, wachsen die Kaffeekirschen am Kaffeebaum. Die Gattung Coffea wird in der Kaffeewelt dabei generell in die zwei wichtigen Arten Coffea Arabica und Coffea Canephora Robusta eingeteilt – besser bekannt als Arabica und Robusta. Diese beiden Sorten werden weltweit für den kommerziellen Gebrauch angebaut; rund 99 Prozent der Kaffeepflanzen rund um den Globus sind diesen beiden Arten zuzuordnen. Doch die Robusta-Bohnen gerieten lange sogar in der Third-Wave-Bewegung ins Hintertreffen, die Arabicas wurden meist vorgezogen. In 98 Prozent der Fälle lag der Fokus der Kaffeeröstereien auf dem Arabica. 

Denn er gilt – bei vielen immer noch – als der feinere Kaffee. Allein der Name “Arabica” erinnert an den Orient, klingt exotisch und weckt die Neugier. “Robusta” hingegen klingt fad und öde. Ein Kaffee aus 100 Prozent Arabica-Bohnen verspricht höhere Qualität, Robustas hingegen sind minderwertig und werden nur in billigen Mischungen zum Füllen verwendet. Solche Vorurteile sind bei vielen Kaffeetrinkern tief verankert. Damit hier kein falsches Bild aufkommt: Der Arabica ist selbstverständlich ein guter Kaffee. Kürzlich haben wir die besten Arabicas hier im Magazin sogar getestet. Wir möchten mit diesem Artikel aber auch den Ruf des Robustas stärken.

Die Werbung schürt Vorurteile gegen Robusta-Bohnen

Dass die kleinen runden und Kaffeebohnen mit dem geraden Schlitz der Coffea Canephora Robusta dabei so viel mehr können und ganz und gar nicht minderwertig sind, lernen die Kaffeetrinker jetzt nach und nach. Im Vergleich zu Arabica ist der Robusta herber im Geschmack und hat ein schweres Aroma, das erdig schmeckt. Besonders für die Zubereitung von Espresso eignet sich Robusta hervorragend – nicht zuletzt, weil der Kaffee die Crema stabil hält. Denn die Bohnen haben mit einem Ölgehalt von zehn bis zwölf Prozent etwas weniger Öl als Arabicas. Damit ist die Crema schön dick und sehr stabil

 

Haselnussbraune Crema

Wo kommt die Robusta-Bohne her?

Ihren Ursprung hat die Kaffeeart Robusta in Zentral- und Westafrika. Dort wurde sie Ende des 19. Jahrhunderts entdeckt und im Kongo allmählich auf den Flachlandgebieten kultiviert. Richtig in Schwung kamen die Robusta-Plantagen aber erst einige Jahrzehnte später. Denn der Zweite Weltkrieg in Europa und die Unabhängigkeitswelle in Afrika stoppten das Vorantreiben beziehungsweise die Ausbreitung des Kaffees. Erst mit der beginnenden Dekolonisation Afrikas – also dem Abzug der europäischen Kolonialmächte –  nahm Afrika den Anbau der Robusta-Bohnen wieder auf. Sogar die neuen Regierungen der Länder unterstützten die Kaffeebauern. Besonders in Kamerun und in der Elfenbeinküste ging es schnell voran. 

 

Einmal um die Welt

Allerdings ist es falsch, zu glauben, dass Bauern die Coffea Canephora nur in Afrika anbauten. Auch im Norden Brasiliens und in Asien – insbesondere in Indonesien, Indien, Vietnam und auf den Philippinen wurde Robusta angepflanzt. Heute gilt Vietnam als der zweitgrößte Kaffeeproduzent der Welt. Hauptsächlich pflanzen die Vietnamesen Robusta an. Im Jahr 2016 wurden in dem asiatischen Land insgesamt etwa 1.650.000 Tonnen Kaffee hergestellt.

Der größte Kaffeeproduzent und zugleich der größte Exporteur des Produkts weltweit ist Brasilien. Über 2.594.000 Tonnen Kaffee produzierte das Land im Jahr 2016. Allein die Hälfte davon genießen die Brasilianer selbst. Im südamerikanischen Land wachsen sowohl Arabicas als auch Robustas. 

Brasilien mit Cristo Redentor

 

Robusta sind weniger anfällig für Witterungseinflüsse

Zu den Hauptanbaugebieten für Robusta gehören neben Vietnam und Brasilien Indonesien, Indien, Malaysia und Thailand. Ungefähr 40 Prozent der weltweiten Kaffeeproduktion werden Robusta zugesprochen. Die Kaffeekirschen wachsen hervorragend in niedrigen Höhenlagen bis 900 Meter und bei warmen Temperaturen zwischen 20 und 30 Grad Celsius. Die Robustapflanze stellt nicht so hohe Ansprüche an ihre Umgebung wie die Arabicapflanze, die ein gemäßigtes Klima vorzieht. Wie der Name verrät, sind Robustas robuster. Sie verkraften Witterungseinflüsse besser und sind nicht so anfällig für Krankheiten. 

 

Auf die richtige Verarbeitung kommt es an

Angesichts dieser botanischen Unterschiede kann man allerdings nicht von minderwertiger Qualität sprechen. Auch wenn die Pflanzen wie beschrieben robuster sind, benötigen sie die gleiche Pflege und Aufmerksamkeit der Kaffeebauern wie Arabica-Pflanzen. Robustas kämpfen eher damit, dass sie auf dem Weltmarkt etwas günstiger verfügbar sind als Arabicas. Dadurch landen sie häufig in billigen Supermarktkaffees, die industriell hergestellt werden und oft bitter und sehr sauer schmecken. Dies liegt aber nicht an den Bohnen, sondern an der Verarbeitung

 

Nicht zu heiß, nicht zu kurz

Die Kaffeebohnen werden für Industriekaffee weder schonend im Trommelröster geröstet, noch bekommen sie genügend Zeit zum Abkühlen. Meist werden sie im Heißluftverfahren innerhalb weniger Minuten stark erhitzt. Die Temperatur steigt auf bis zu 800 Grad Celsius. Zum Vergleich: Bei der traditionellen Röstung werden die Bohnen je nach Röstprofil 15 bis 25 Minuten einer Temperatur von 200 bis 230 Grad Celsius ausgesetzt.

In dieser kurzen Zeit und bei der hohen Temperatur können industriell geröstete Kaffeebohnen gar nicht ihre ganzen wunderbaren Aromen entfalten. Ein weiterer Nachteil der Industrieröstung ist, dass der Kaffee viele Bitterstoffe enthält und die natürlichen Säuren nicht abgebaut werden. Genauso schnell, wie sie geröstet werden, müssen die Bohnen abkühlen, um möglichst sofort vakuumverpackt zu werden. Daher schmeckt der günstige Kaffee vielen Menschen einfach nicht. Wer nie richtig guten Kaffee probiert, verteufelt Kaffee allgemein – oder eben die Robustas.

Robustabohnen

Köstliche Robustas – viel besser als ihr Ruf

Dabei verfügen Robusta-Bohnen ebenso wie Arabicas über viele chemische Eigenschaften, mit denen sie ganz entscheidend zu ausgezeichneten Kaffees beitragen können. Wie bereits erwähnt, sorgen Robustas in Blends zum Beispiel erst für eine feinporige Crema, die Sie schön löffeln können. Besonders in Espressomischungen runden Robustas den Geschmack wunderbar ab, nicht nur durch ihren höheren Koffeingehalt von 1,7 bis vier Prozent. Der Robusta-Kaffee ist zwar nicht ganz so austariert in seiner Aromenvielfalt, bietet aber oft einen vollmundigeren und kräftigeren Geschmack.

Durch den geringeren Zuckergehalt schmecken die Bohnen der Robusta-Pflanze weniger süß als Arabica, entwickeln das Aroma von Erde mit Tönen von Eiche und einer angenehmen Bitterkeit. Im Nachgeschmack erinnern Robustas an knackige Nüsse. Daher gibt es immer mehr Kaffeeröstereien, die vermehrt Robustas in ihre Kaffees aufnehmen, oder sogar Single Origins anbieten. 

Spezialitätenröstereien setzen auf sortenreine Robusta-Bohnen

Der Zombie Kaffee zum Beispiel besteht zu 100 Prozent aus Robusta-Bohnen aus dem Urwald Zentralafrikas. Der Kaffee ist so stark, dass der Hersteller damit wirbt, sogar Tote wieder zum Leben erwecken zu können. Der kräftige Kaffee überrascht mit einem intensiven Aroma von Nuss und Karamell mit einem Hauch von Schokolade. Wählen Sie Ihren Favoriten aus drei verschiedenen Stärkegraden aus. 

Auch die Spezialitätenrösterei Schwarzwild aus Freiburg im Breisgau bietet sortenreine Robustas an. Gründerin und Inhaberin Andrea Jauch spielt bewusst mit den Vorurteilen der Kaffeebohnen und zaubert köstliche Kaffeespezialitäten wie den Indian Palthope Estate. Sie röstet indischen Robusta schön dunkel und bringt auf diese Weise einen vollmundigen Espresso hervor, der mit den Noten von Cognac, Bitterschokolade und Nougat überzeugt. 

Zartbitterschokolade

 

Eine Bohne auf dem Vormarsch

Auch die Kaffeemarke Gorilla Kaffee von A. Joerges setzt auf Robusta. Die Rösterei gehört zur Spitzengruppe der deutschen Privatröstereien und versorgt viele Kaffeegenießer mit ihrem Lieblingsgetränk. Der Gorilla Bar Crema zum Beispiel ist ein Blend mit einem Anteil von 40 Prozent Robusta-Bohnen. Deswegen ist er sehr kräftig im Geschmack und zaubert eine hellbraune, feste Crema. Der Gorilla India Monsoon ist ein vollmundiger Espresso aus reinen Canephorabohnen, die nach Kakao und Nuss schmecken.

Unser Fazit zu den Robusta-Bohnen

Am Ende des Tages ist die Wahl der Kaffeebohnen aber wie immer eine Frage des persönlichen Gusto. Vielleicht geben Sie den Robustas aber nun doch eine Chance, Sie zu überzeugen. Gerade, wenn Sie morgens einen Koffeinkick brauchen, sprechen die reinen Robusta-Kaffees für sich. Sie komme übrigens auch sehr gut in Milchgetränken zur Geltung. Probieren Sie es einfach einmal aus!

 

 

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