Die Geschichte von Starbucks beginnt 1971 mit der Gründung eines Geschäfts für Kaffee, Tee und Gewürze in Seattle (US-Bundesstaat Washington) durch drei Studienfreunde. Der heutige Global Player besaß 2014 insgesamt 20.519 Kaffeehäuser in 65 Ländern und erwirtschaftete 2015 einen weltweiten Umsatz von 19,2 Milliarden US-Dollar. Allerdings steht das Unternehmen regelmäßig im Mittelpunkt von Kritik. Wegen des Umgangs mit Mitarbeitern und Kaffeeanbauern sowie seiner Praktiken der Steuervermeidung.
Produkte und Eigenkreationen
Starbucks bietet weltweit vor allem Kaffeebohnen und Kaffeeprodukte an – sie stammen generell aus dunkel gerösteten Arabica-Bohnen. Kuchen und Gebäck vervollständigen das Sortiment, dazu kommen Besonderheiten rund um den Kaffee wie Sojamilch. Eigenkreationen ergänzen das gängige Angebot vom Filterkaffee über den Cappuccino bis zum Espresso. Das sind zum Beispiel der Caramel Macchiato, aber ebenso Kaltgetränke wie der Frappuccino. Es handelt sich dabei um eisvermischte Getränke auf der Basis von Kaffee oder Milch mit verschiedenen Aromen. Auch Fruchtsäfte auf Teebasis mit Eis gehören zum Angebot. Starbucks hat jedoch ebenso bedarfsgerechte Maschinen für die Kaffeezubereitung im Programm. Seit 2012 zum Beispiel “Verismo”, wenn nur eine Tasse Filterkaffee, Espresso oder Café Latte benötigt wird.
Expansion und Angebotserweiterung
Das Gründertrio Gerald Baldwin, Gordon Bowker und Zev Siegl aus San Francisco übergab 1981 Howard Schultz die Verantwortung für Einzelhandel und Vermarktung. Er erweiterte die Angebotspalette auf die Belieferung von gehobenen Restaurants mit Kaffeebohnen und richtete Kaffeebars für den Sofortverzehr ein. Schultz trennte sich zwischenzeitlich im Streit von dem Gründertrio und übernahm die Kette 1987 für 3,8 Milliarden US-Dollar. 1996 eröffneten die ersten Starbucks-Filialen unter anderem in Japan, Australien, Südkorea und den Vereinigten Arabischen Emiraten. Standorte in Europa entstanden ab 2001/02 in der Schweiz, Österreich und Deutschland.
Sortimentserweiterungen gab es durch den Aufkauf des Teeherstellers Tazo 1999 und dem Vertrag mit Thermoplan über den Verkauf exklusiver Kaffeemaschinen. Auch die Muffins, kleine Kuchen in verschiedenen Geschmacksrichtungen, begründeten den Kultstatus von Starbucks. Schultz war es auch, der 2007 den Verlust von Romantik in den Shops beklagte und bezeichnete sie als seelenlos. Daraus entstand eine Strategie zur Sanierung und zur Erschließung neuer Märkte verbunden mit Arbeitsplatzverlusten an bestehenden Standorten. Den Bau einer Rösterei in Mailand – der ersten von Starbucks in Europa – kündigte der Konzern im Februar 2017 an.
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Handelspraktiken, Steuertricks und Gewerkschaftsbehinderung
Starbucks steht immer wieder wegen seiner Handelspraktiken in der Kritik. 2007 zum Beispiel wollten äthiopische Kaffeebauern einen juristischen Namensschutz für ihre Anbauregion durchsetzen: Sidamo. Damit scheiterten sie zunächst an der US-amerikanischen Lobbyarbeit. Erst als der Fall weltweit durch die Medien ging und der Kaffeekette ein großer Ansehensverlust drohte, unterschrieb Starbucks den Vertrag, der die Forderungen der Kaffeeanbauer erfüllte. Auch die Behauptung des Konzerns, fairen Handel zu betreiben, hält einer kritischen Überprüfung nicht stand. 99 Prozent des Kaffees sollen “ethisch korrekt” sein, der Espresso ist sogar zu 100 Prozent fairtrade-zertifiziert. Das stimmt – aber: Diese Einstufungen stammen von der Non-Profit-Organisation “CAFE”. Ihre Standards liegen unter denen des globalen Fair-Trade-Handels und vor allem: “CAFE” ist eine Gründung von Starbucks.
Das Unternehmen arbeite außerdem mit Steuertricks, verschiebe Gewinne zwischen Ländern mit unterschiedlichen Steuersätzen in der Weise, dass die Steuerlast so niedrig wie möglich ausfällt. Deswegen schloss die Securvita Holding, ein Hamburger Finanzdienstleister, Starbucks 2013 aus dem Natur-Aktien-Index (NAI) aus: Seit 2003 gehörte die Kaffeekette zum Index der 30 Mitglieder. Der NAI legt bei der Auswahl der Mitglieder ökologisches Wirtschaften, faire Handelsbeziehungen und korrektes Steuerzahlen zu Grunde.
Auch mit Arbeitnehmervertretung und Gewerkschaft hat Starbucks Probleme: Schon 2007 gab es die ersten Anklagen in den USA wegen Behinderung der Betriebsratsarbeit. In Deutschland werden nach Angaben der Gewerkschaft Nahrung, Genuss, Gaststätten (NGG) unter dem Druck des Konzerns Betriebsräte gewählt, die sich der Unternehmensführung verpflichtet fühlen – nicht der Belegschaft. Anfang 2017 streikte die Gewerkschaft NGG in Deutschland – auch für Starbucks-Beschäftigte. Das Unternehmen bot bei Tarifverhandlungen einen Stundenlohn von 5,07 Euro (brutto!) für die unterste Einkommensgruppe an. Auf die Streiks reagierte Starbucks mit der Anwerbung von Aushilfen in Polen.
Verdrängung – differenziert betrachtet
Es entsteht der Eindruck, dass durch Starbucks alteingesessene, inhabergeführte Cafés aus den Städten verdrängt werden. Die nackten Zahlen bestätigen das nicht. Es ist unter anderem die Vielzahl von Bäckereifilialen, die mit Snack und schnellem Kaffee – auch zum Mitnehmen – die Traditionscafés zur Aufgabe zwingt. Das US-Unternehmen bevorzugt zudem nur beste Lagen in größeren Städten.
Starbucks wollte ab 2002, dem Start in Deutschland, in den Folgejahren mindestens 180 Geschäfte eröffnen: Bis 2015 waren es 159, vereinzelt schlossen in dieser Zeit sogar bestehende Shops. Zum Beispiel in Berlin-Zehlendorf: Die Kundschaft bevorzugt nicht nur in der Bundeshauptstadt eher das individuelle Ambiente. Nach Ansicht von Beobachtern steckt dahinter vielleicht auch ein politisches Bewusstsein: Die Wertschöpfung in der Region zu stärken und einen Global Player bewusst zu ignorieren.
Auch zur Kaffeequalität – über Geschmack lässt sich bekanntlich nicht streiten – gibt es sehr kontroverse Ansichten. Schwärmen die Starbucks-Fans vom locker-seifigen Milchschaum des Milchkaffees, dessen milde Arabica-Bohne Herz und Magen schone, widersprechen die Gegner vehement. Sie sprechen von horrenden, knappen drei Euro für einen Nullachtfünfzehn-Milchkaffee. Auch beklagen die unübersichtliche Sortenvielfalt und das standardisierte, ungemütliche Ambiente der Starbuck-Shops.
Auch der Verdacht, dass Starbucks kleine Privatröstereien verdrängt, ist mit Fakten nicht zu belegen. Ja, es gab einmal 6000 (!) Privatröstereien in Deutschland, doch die reduzierten sich schon mit der ersten Kaffee-Welle vor 50 Jahren auf 300: Sie steht für den industrialisierten, für jeden Menschen erschwinglichen Kaffee. Inzwischen, so schätzen Insider, sind es wieder bis zu 1000 Röstereien in der Bundesrepublik. Nach der zweiten Welle, der Latte-Macchiatosierung des Kaffees im Pappbecher, befindet sich die Kaffee-Entwicklung in ihrer dritten Welle: Es ist die Rückbesinnung auf Qualität, saubere, menschengerechte Produktionsbedingungen und fairen Handel.
Starbucks Kritik und Kult in Kürze
Starbucks ist ein weltweit agierender Kaffee-Spezialist mit über 20.000 Filialen in 65 Ländern: Er verkauft Kaffee, Kuchen, Tee und auch Kaffeemaschinen. Die Kaffeekette steht allerdings in der Kritik wegen des Umgangs mit Produzenten, Mitarbeitern und Steuertricks.
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