Vietnam Unesco welterbe statuen
22.11.2017

Vietnam: großer Kaffeeanbauer – ungewöhnliche Zubereitung

Deutschland importiert etwa ein Fünftel der Produktion aus dem südostasiatischen Land

Eine kleine Nation ist der zweitgrößte Kaffeeanbauer der Welt: Nach Brasilien, dem einwohnerstärksten und flächengrößten Land in Lateinamerika, liegt auf Platz zwei Vietnam. Während der Riese Brasilien 2014 insgesamt 35,7 Millionen Säcke (je 60 Kilogramm) Rohkaffee in den Export brachte, kam das deutlich kleinere Vietnam im gleichen Jahr auf 24,8 Millionen Säcke. Zentrum des Kaffeeanbaus ist Buôn Ma Thuot, die Hauptstadt der Provinz Dak Lak, gelegen im zentralen Hochland Vietnams.

Einfache Qualität und niedrige Preise

In diesem Hochland mit den Dak Lak-Nachbarprovinzen Kontum, Gia Lai und Lam Duong wächst in etwa 600 Meter Höhe 80 Prozent der Ernte. 95 Prozent des in Vietnam angebauten Kaffees sind Robusta-Bohnen, ein Fünftel davon geht mit dem Export nach Deutschland. Diese qualitativ nicht so hochwertige und preiswerte Sorte im Vergleich zum Arabica bringt dem Land immer wieder den Vorwurf ein, auf dem Weltmarkt Preisdumping zu betreiben. Die Regierung reagiert darauf mit einer Mengenbeschränkung. Zwar darf in Vietnam jeder Mensch Kaffee anbauen, doch die Fläche dafür hat eine landesweite Obergrenze: Sie liegt bei etwa 630.000 Hektar. Diese Rahmenbedingungen sorgen dafür, dass es überwiegend Kleinbauern sind, die Kaffee pflanzen und ernten. Bei ihnen verbleibt aber auch der Großteil der Erlöse aus dem Anbau: 95 Prozent. Das sind deutlich mehr als in Lateinamerika.

Vietnam ist eine junge Kaffeeanbau-Nation: Die Erfolgsstory von einem der wichtigsten Exportprodukte des Landes begann erneut mit der Privatisierung der Industrie. Etwa 1600 US-Dollar kostet die Produktion von einer Tonne Rohkaffee, für circa 2000 Dollar lässt sie sich auf dem Weltmarkt verkaufen.

Vietnam Kaffee mit Ausblick

Ein fragmentierter Kleinbauernmarkt

In Vietnam pachten die Kaffeeanbauer das Land vom Staat, in der Regel für 50 Jahre. Pro Haushalt erlaubt die Regierung maximal 1,2 Hektar, davon lassen sich im Schnitt 2,5 Tonnen Kaffee erwirtschaften. Diese Parzelle ist für viele Familien ihre wichtigste Einnahmequelle. “Hier hatten die Bauern von Anfang an Zugang zu wichtigen Informationsquellen, vor allem dem Weltmarktpreis”, sagt Thomas Weiske, Direktor der deutschen Neumann-Gruppe in Ho-Chi-Minh-Stadt (früher Saigon). Das Unternehmen veredelt in Afrika, Südamerika und auch in Vietnam die Kaffee-Ernte. Es gibt in Vietnam nur wenige Staatsbetriebe mit Großplantagen, bei denen die Weiterverwerter zum gleichen Preis einkaufen können.

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Der fragmentierte Kleinbauernmarkt für den Kaffeeanbau sorgt für eine sehr individuelle Preisgestaltung. Die Bauern nutzen die Kaffee-Ernte wie ein Bankkonto. Sie verkaufen einen Teil, wenn sie Geld benötigen – und hoffen dabei stets auf einen hohen, tagesaktuellen Preis. Direct Trade ist bei dieser kleinteiligen Struktur möglich. Das Berliner Unternehmen Han Coffee Roasters zum Beispiel betreibt ihn.

Als Tourist ist die Ausfuhr einer verbrauchsüblichen Menge kein Problem. Der Kaffee aus Vietnam besitzt keinen Markennamen, mit dem besonders wertvolle Produkte ihr Verkaufsimage aufbauen. Er findet sich häufig in Mischungen und Instant-Angeboten des Kaffeesortiments.

Vietnam kaffee plantage

Historische Entwicklung des Kaffeeanbaus

In den 1860er Jahren kam der Kaffee mit der französischen Kolonialmacht in das südostasiatische Land. Mit Beginn des 20. Jahrhunderts entwickelte sich der Wirtschaftszweig zu einem wichtigen Standbein der Volkswirtschaft. Der Vietnamkrieg jedoch zerstörte vieles – auch die Strukturen des Kaffeeanbaus. Was noch funktionierte, vernichtete nach dem Ende des Krieges 1975 eine verhängnisvolle Entscheidung der Regierung: Die Landwirtschaft zu vergesellschaften. Mit der Korrektur dieses Fehlers elf Jahre später gründeten sich ab den 1990er Jahren große, industrielle Kaffee-Fabriken. Verbesserte Bewässerungsmethoden im Anbau trugen zum Wiederaufstieg dieses Wirtschaftszweiges bei.

Aktuell leiden die Bauern unter dem Klimawandel mit dem Anstieg der Durchschnittstemperatur. Sie verkleinert die Flächen, auf denen die Kaffeebohne gedeiht und führt zu Schädlingen wie dem Kaffeerost.


Der Kaffeeanbau in Vietnam liefert sogar eine kleine Fußnote zur Deutschen Demokratischen Republik: Die DDR existierte zwischen 1949 und 1989. Dort gab es eine Kaffeekrise in den 1970er Jahren wegen der hohen Weltmarktpreise. Die DDR lieferte als Reaktion darauf in den 1980er Jahren technische Ausrüstung sowie Infrastruktur nach Vietnam und sollte ab 1990 von der Kaffeeproduktion profitieren. Doch 1989 endete mit dem Fall der innerdeutschen Mauer die Geschichte dieses – wie Vietnam – kommunistischen Staates.


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Genügsame Bohne – preiswerte Mischung

Die klimatischen Voraussetzungen sind ein Grund, warum die Robusta-Sorte in diesem Land dominiert. Sie ist genügsam, resistent und gedeiht auch unter schlechten Bedingungen. Generell ist der Robusta nicht so ausgewogen im Geschmack und besitzt doppelt so viel Koffein wie die feineren Arabica-Sorten. Zu beobachten sind allerdings Qualitätsoffensiven kleinerer Kaffeeanbauer, die auf kontrollierte Produktion und Arabica-Bohnen setzen.

Eine besondere Kostbarkeit sind Kaffeebohnen, die eine Katze isst und dann wieder ausscheidet. Da diese Katze einem Wiesel ähnelt, sprechen die Einheimischen von Wieselkaffee. Die Zubereitung erfolgt mit einer Vakuumkanne, die das Wasser von unten anheizt. Von dort steigt es durch eine schmale Röhre in den Glasbehälter mit dem Pulver. Das Aroma ist matt, holzig und mild – aber sehr koffeinhaltig. In einem Café kostet die Tasse umgerechnet etwa 8,50 Euro.

Besondere Kaffee-Kreationen aus Vietnam

In ganz Asien ist eine Zubereitungsart dieses Landes als vietnamesischer Kaffee bekannt. Der Kaffee – pechschwarz, stark und matt – wird mit gesüßter, dickflüssiger Kondensmilch kombiniert. Im Café bekommen ihn die Gäste in einem kleinen Glas mit der schweren Milch auf dem Boden. Darüber steht ein Behälter aus Metall mit Filter, aus dem der Kaffee in das Glas mit der Milch tropft. In den schwülen Sommermonaten kommt er gerne ungefragt mit Eiswürfeln über den Tresen. In Hanoi, der Hauptstadt im Norden des Landes, gilt der Eierkaffee als Qualitätsangebot. Zwei bis vier Eierdotter kommen dazu in den schwarzen Kaffee, angereichert mit Zucker und eventuell Salz. So entsteht eine Art Kuchen: sämig, sättigend und fast zum Löffeln.

Fazit

Vietnam ist eine junge Kaffeeanbau-Nation, die sich hauptsächlich auf die Robusta-Sorte spezialisiert hat. Außerdem kommen von dort viele Kaffee-Kreationen wie zum Beispiel der “Eierkaffee”.

Fotos: – © murmakova.,fotolia – © Melinda Nagy, fotolia – © Alexey Kuznetsov, fotolia – © santypan, fotolia

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